Mittwoch, 26. August 2009

Montag, 31. Juli 2000 @ 20:59:42

Von: charts@charlydavidson.com
An: ***-****@********.de
Betreff: kulturecho@aol.com

Sehr geehrte Frau Maus,

also: wir kennen uns nun doch schon lange genug und unsere Artikulationen sind zu verzweigt, als dass wir uns nicht ab sofort offiziell ‚Siezen‘ könnten. Sich zu ‚Siezen‘ bringt enorme Vorteile bei vertrauensbildenden Maßnahmen. Ich werde dies zukünftig tun.

Außerdem halte ich es aus diesem Grund durchaus für sinnvoll, uns als Alter Egos via E-Mail bestimmte Alternativen zum ‚Siezen‘ offenzuhalten. Eine davon ist Deine Bitte nach der Benutzung der “richtigen” E-MAil-Adresse, die ich heute wie folgt habe managen lassen: In Kürze werden Sie von “Kulturecho@aol.com” harmlose literarische Texte erhalten, auf die Sie dann (ganz wie Sie wollen) antworten können. Da diese Adresse - die zugegebenermassen recht wichtig klingt ... auf jeden Fall aber absolut seriös - UNSERE EIGENE Adresse ist, können Sie mir hierüber jederzeit einen harmlosen Tipp in einer harmlosen Mail geben und ich werden dann umgehend schauen, was beim “Kulturecho” eingegangen ist. Oder umgekehrt. --- Jetzt aber wieder Schluss mit lustig!

Hätte ich Zweifel an Dir als meinem Alter Ego, dann hätte ich Dir eine so geniale Idee wie die, mit Eurer Schule nicht zugetraut. Dies eröffnet mir eine ideale Ausgangsbasis, bei meinen geschäftlichen Besuchen in Berlin mit Dir in Kontakt zu treten und meinetwegen Eure Schule ganz offiziell zu besuchen. Und Dir eröffnet das die Möglichkeit, mit Deinem Mann - ganz offiziell - darüber zu sprechen, daß man “endlich mal was für unsere Schule machen muß”. - Ursula Maus, man mag über Dich sagen, was man will, aber “Du kannst was”, wie meine Großmutter zu ihren Lebzeiten immer zu sagen pflegte.

Noch was: Seit einem gewissen(-haften ... nicht -losen) Abend in Leipzig denke ich merkwürdigerweise recht oft an Sie als mein Alter Ego. Ich denke jedoch, daß ich dabei nicht-eigentlich undiszipliniert werden werde.

Ihr

Karl David Korff

Montag, 31. Juli 2000 @ 13:49:39

Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Die Gedanken sind deshalb frei, weil mensch sie loslassen kann

Hallo mein AE,

leider ist Steve nicht nur internet- süchtig, sondern auch Ferien- Lang- Schläfer, ich habe erst jetzt eine Chance, Dir zu schreiben.

Die Anlagen Deiner Mail konnteich - oh Wunder! - problemlos öffnen und lesen. Morgen früh kann ich mich dann mit dem von Dir zusammengestellten Material etwas intensiver beschäftigen; gerade eben war ich nur zu eher flüchtigem Durchblättern in der Lage, ich mußte mich erst mal sortieren. Ich bin da auch viel zu ahnungslos, als daß ich mich auf diese Herausforderung ohne Gründung eines Ministeriums für Uschi- Fragen einlassen möchte!

Ich hatte Dir gestern telefonisch eine glänzende Plan- Idee angekündigt, aber bevor ich Dir davon erzähle, möchte ich Dir noch einen Gedanken von mir aufschreiben: Bei einer beabsichtigten "offiziellen Kontaktaufnahme auf erweiterter familiärer Ebene" müßen wir unserer Konzentrationsfähigkeit sehr sicher sein, Versprecher sind schwer zu erklären und das Eis ist ziemlich dünn!

Aber nun meine glänzende Plan-Idee, die gleichzeitig eine persönliche Bitte von mir an Dich ist:
Ich habe Dir ja schon von einigen der Probleme erzählt, mit denen meine Schule in Kreuzberg zu kämpfen hat. Die Situation für "uns" ist tatsächlich so schwierig, daß wir bald in der Zwangslage stecken werden, ob wir diese Arbeit noch leisten können und ob sie für die Kinder noch sinnvoll ist. So ausführlich kann ich Dir das jetzt nicht erklären; ich glaube, ich schreibe Dir das in Ruhe und detailierter auf, wenn ich wieder zu Hause bin oder ich erzähle es Dir irgendwann persönlich.

Tatsache ist, daß ich Dich darum bitten möchte, mir dabei zu helfen, ein Konzept zu entwickeln, das es unserer Schule ermöglicht, die Medien zu nutzen, um unser Anliegen über die von mir erwähnte "Mauer" zu transportieren. Könntest Du Dir vorstellen, das mit mir zu versuchen?

Für mich, resp. in diesem Falle uns, wäre das eine riesige Unterstützung - Du bist so medien-erfahren, daß Du uns bestimmt helfen kannst! (...mein Gott, was schreibe ich Dir da? Du mußt ja denken, daß ich gar keine Kommunikationsexpertin bin ... PANIK ... und jetzt habe ich Dich auchnoch MEIN GOTT genannt ... unverzeihlich, oder?, Was denkst Du?) Außerdem hätten wir damit eine "offizielle Arbeitsebene".

Ich höre HP, der große Plan wird nicht scheitern und ich verschwende nichts, nicht mal Gedanken an Dich, ich denke vorwärts und auch an mein Alter Ego!

M (it diesmal) (bemerkenswert) f (reundschaftlichen) G (rüßen)

für mein AE
von Uschi

Nachtrag: Ich hoffe, ich habe Dich mit meiner Bitte, die andere Mail- Adresse zu benutzen, nicht so sehr verwundert. Unsere gesamten Mails werden über www.tkun.de gesendet, ankommende werden gleich verteilt oder landen eben (seehr indiskreet!) alle unter webmaster@tkun.de oder kontakt@tkun.de - meistens sortiere ich sie dann ... meistens, aber nicht immer!

Montag, 31. Juli 2000 @ 05:12:41

Von: charts@charlydavidson.com
An:
***-****@********.de
Betreff: Die Gedanken sind frei... (...kann sie wirklich keiner erraten?)

Hallo an mein Alter Ego,

ja, heute schreibe ich Dir mal als mein Alter Ego (so wie Du es Dir so sehr gewünscht hast) und dann auch noch, bevor der Tag beginnt und alle anderen aufwachen.

Ist Dir eigentlich schon einmal aufgefallen, dass unser Spiegelbild, das wir so gerne anschauen, ein verdrehtes Abbild von uns selbst ist? In gewisser Weise ist es mit dem Spiegel (und einigen anderen weltanschaulichen Dingen) wie mit der Bibel (und einigen anderen weltanschaulichen Wälzern):

Wenn mensch einen Bezug dazu gefunden hat, kann er sich darin wiederfinden. Das ist mitunter gar nicht so schwer, wenn man weis, das alles zuvor schon einmal dagewesen/gedacht/passiert ist und danach ebenso wieder passieren wird. Natürlich leicht verdreht und damit evolutionär. Seichtere Gemüter fühlen das ebenso – sie sagen dann bloß: ‚Das (Lied/Buch/Filmchen) geht mir zu Herzen.‘ In Wirklichkeit meinen sie aber doch nur: ‚Darin kann ich mich wiederfinden‘.

Um es mit der Spiegel-Bibel zu sagen, heißt das für uns: ‚Wer sehen will, der wird sehen!‘. (Komisch, daß mir jetzt als verdrehte Kon-Sequenz einfällt: ‚Wer hören will, muss fühlen.‘)

Dein Wunsch nach dem wahren T-KUNDE-Ablagekorb wird erfüllt. Ansonsten solltest Du jetzt wieder mehr Gedanken an Deinen Mann verschwenden; der kommt übermorgen um Euch abzuholen. Gedanken an Dein Alter Ego jetzt schon zu verschwenden wäre glatte Verschwendung.

Ansonsten: Vorwärts immer! Rückwärts nimmer! Hört alle Pudelko! Ohne HP-Kenntnis scheitert der große Plan.

Bis zum nächsten kleinen Mal

ChD

Sonntag, 30. Juli 2000 @ 14:24:35

Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Alter ego an Alter ego

Hallo Charly,

eine vorerst kurze Reh-aktion auf die Mail, die mich zu meiner Freude schon erwartet hat, obwohl sie gerade erst vor kurzer Zeit an mich geschickt wurde. Ich bin eben erst von einem langen Nachdenk- Spaziergang durch Leipzig zurück gekommen, weil ich anschließend erst noch bei Petra im Autohaus war (sie ist Auto- Verkäuferin und muß auch Sonntags arbeiten, wenn auch nur mit Vorführwagen) und dann meine Tochter wieder einsammeln mußte.

Und dann soviel privat- vertrauliches an mich, obwohl Du doch zuerst meine Hilfe und Unterstützung nicht wolltest. Ja, loslassen muß man/frau lernen, aber in dem von Dir beschriebenen Zusammenhang ist es besonders schmerzlich, weil Bücher und Musik nur in 2. oder 3. Linie einen materiellen Wert haben - jedenfalls für mich - in erster Linie besitzen sie einen geistigen und seelischen Wert und der ist wirklich fast unersetzbar!

Ich arbeite an Lösungsvorschlägen, damit Dir das zukünftig auf keinen Fall mehr passieren wird. Zugegeben: jetzt am Anfang bin ich noch ein bißchen nervös - die Situation ist doch sehr ungewöhnlich für mich: Konfliktberatung anstatt Kommunikationstraining. Und dann noch bei meinem Alter Ego. Aber was sein muß, daß muß sein.

Noch zwei Nebensächlichkeiten:
1.) Vermutlich holt mich mein Mann am Dienstagnachmittag hier wieder ab, bis dahin können wir weiter den Rechner des " kleinen" Steve benutzen.
2.) Wenn Du mir dann wieder nach Berlin schreibst, sei so nett und schreibe ausschließlich an die E-mail-Adresse, die Du bisher benutzt hast - dann landen alle definitiv nur in meiner Post, das reduziert u. U. diplomatische Verwicklungen und ernsthafte Blicke. Wäre doch indeskret dumm, wenn versehentlich mal was bei webmaster@tkun.de oder kontakt@tkun.de landen würde. Ich habe ja nun schließlich den Ruf eines Rockstars und Alter Egos zu schützen.
Unbeeinflußbare und unweigerliche, aber beabsichtigte Grüße

von Uschi
an Charly

Sonntag, 30. Juli 2000 @ 13:36:58

Von: charts@charlydavidson.com
An: ***-****@********.de
Betreff: Nachtrag zum Vortrag

“Ich hatte noch nie etwas mit einer Frau. Mit fünfzehn stieß ich auf Platon. Er sagt, daß die Frau mit vierundzwanzig reif für den Geschlechtsakt ist, der Mann mit fünfundddreißig. Bald werde ich sechsunddreißig und immer noch unberührt sein. Wenn ich das schaffe, bin ich besser als Platon!” (Mauri Antero Numminen)

Keine Angst Frau Gundula (warum nicht gleich "Gerundula", das wäre wohl was),

dieser Mensch (= MA Numminen) der solchen Schweinskram verzapft ist Professor für Sprachwissenschaft an der Uni Helsinki, schreibt nebenher immer so‘n Schweinskram, dreht zudem seit den sechziger Jahren erfolgreich Filme und macht als Ausgleich Tango-Musik.

Jetzt ein echter Musiktipp:
“Willi” von Conny Wecker ist für ich- allein schon auf die Zeit bezogen in der es Wecker erstmals dargeboten hat - ein Meilenstein. Mein Favorit ist aber immer wieder neu “Wenn der Sommer nicht mehr weit ist”; ein Lied in dem sich die Persönlichkeit des Kokain Wecker - wie ihn Michael Mittermeier seinerzeit getauft hat (im April wurde Conny in dritter Instanz zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt) - frei entfalten konnte. Ich habe eine Liveversion der späten Jahre, da zischt das “... Genuß bekommt man nämlich nie genug ...” so beissend über die Bühne, dass man – im Nachhinein - Wetten abschließen möchte, wie viele Gramm er seiner Nase an diesem Tag wohl zugeführt hatte. Und beim Nachfolgesatz: "... Genießen ist kein leichtes Spiel ..." konnte sich Kokain Wecker so richtig bestätigt fühlen: "Ham die Leid scho was g'merkt?" - Mir wurde ja auch mal so was unterstellt, aber wie das mit Unterstellungen so üblich ist: G'fundn haben's nix! - Lesenswert: Weckers Vortrag zum Thema, den er vor drei Jahren vor Nervenärzten in Jenas Partnerstadt Erlangen hielt ist letztes Jahr unter dem Titel "Es gibt kein Leben ohne Tod" als Buch erschienen.

Nunt ein zweiter Musiktipp:
Rio Reiser mochte ich schon seit der Scherben-LP “Keine Macht für niemand” (1973 nur original mit ‚Katschi‘-Schleuder erhältlich - weiß aber kaum noch jemand). “Allein machen sie dich ein” und natürlich der Wortwitz des “Rauch-Haus-Songs” ... einmalig; nicht nur weil ich ja mal Politrocksänger war. 1978 bis 1980 war das und da gehörte es zur Pflicht TSS zu mögen, ebenso Franz K, Floh de Cologne und die Lokomotive aus Kreuzberg (!). Der Kenner weis: Damals machte in Berlin beim Grips-Theater und der Lok auch ein gewisser Heinz Hoenig (genau der!) mit als Kalle Kowalewski” oder so ähnlich, an den Drums saß Herwig Mitteregger und mit ihm die halbe Nina Hagen Band resp. später: Spliff.

Zum Bücherverbrennen:
DISCO-Presentatör Ilja Richter hat in seiner Biografie (trivial aber lesenswert) erzählt, dass er einmal für die BRAVO begleitend zu seinem damaligen Kinofilm “Hurra, die Schule brennt” Schulbücher, die auf einen Haufen geschichtet worden waren, angezündet hat. Als Gag war es gedacht und später habe er, der Jude Ilja - manchmal deswegen nicht schlafen können. So gibt es für jeden Menschen Dinge, die Schlaflosigkeit ihn bis in’s Alter als Strafe verfolgt.

Richtig: Nicht nur den Abschied muß man er-lernen. Es ist lange her, aber ich erinnere mich an einem Riesenstreit mit meiner Frau in dessen Folge ich die Hälfte meiner - unersetzlichen - Plattensammlung, viele liebgewonnene Bücher und dazu noch Studiobänder mit einwandfrei und mühevoll und teuer produzierten Musikstücken in einigen Müllsäcken und -tonnen entsorgt habe. --- Das war blinde Wut die sich gegen Sachen entlud. (Gegen Menschen habe ich mich zum Glück noch niemals wutvoll entladen.)

Das hat geschmerzt, sage ich Dir, das hat sogar mehr als geschmerzt. Was weg ist, ist nämlich weg, da helfen keine Pillen. Aber hier galt für mich: Was einen nicht kaputt macht, macht einen doppelt stark. Ich lernte, daß es Dinge gibt, von denen man sich niemals trennen würde und die trotzdem plötzlich weg sein können. Und ich begriff, daß das Leben danach trotzdem weitergeht. - Daei darf ich noch nicht einal an die Juden und die Nazis oder die Russen und Stalin denken.

Ob ich mit der Musik oder der Literatur etwas gefunden habe, was meinem inneren Wesen zu 100 % entspricht, das weiß ich nicht. Ich glaube jedoch, Literatur zu schreiben entspricht meinen Wesen ebenso, wie die Musik ihm entspricht. Aber ich denke schon (und das ohne einer asiatischen Lehre zugewandt sein zu müssen), dass es im Leben reicht, einfach nur ICH zu sein. – Danke für Deine Gedanken!

Manchmal komme ich mir bei unserer Konversation vor, wie in einem französischen Debattier- und Jazzclub der vierziger Jahre. Die Musik untermalt die Unterhaltung - die Unterhaltung untermalt die Musik ... und ...

m(acht) f(reundschaftliche) G(efühle)

Dein Charly Davidson


Nachtrag 1:
Da hat sich doch in meinen Gehirnwindungen wieder so ein Fehler eingeschlichen (ich denke an Nietzsches Beispiel mit dem Kampf zwischen Erinnerung und Vorstellung). 1976 bei dem Workshop war ich nicht 17 Jahre sondern 18 Jahre alt ... sagt mir der Zeitungsausschnitt und nicht meine Erinnerung. Mit 17 nahm Mike O. seine “Tubular Bells” auf; bei mir hat es noch zweieinhalb Jahre gedauert, da nahm ich erst “My Oldfield” auf (ja, damals war mann noch ehrlich, was seine musikalischen plagiativ-plakativen Wurzeln anbelangte), spielte alle meine Instrumente selbst und fühlte mich die ein König. Dochwar ich vor allem einer, der nicht so gut war wie Mike O., was gut war, weil ich nur so immer besser werden konnte.

Nachtrag 2:
Ich spielte damals auch gelegentlich mit einem Liedermacher zusammen namens Lerryn, der ein arrogantes Arschloch war (... vielleicht bin ich ja heute selber eines!!!). Später kam er groß heraus, der Herr Lerryn alias Dr. Dieter Dehm alias IM Wolf alias Manager von Kati Witt alias heutiger Vizechef der PDS. ENDLICH ‘MAL EIN WESSI, DER’S IM OSTEN ZU WAS GEBRACHT HAT!

Freitag, 28. Juli 2000 @ 11:42:53

Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: vergeigte Strafe?

Hallo K.,

meine Tochter wartet auf den versprochenen Zoo- Besuch und ich versuche trotzdem, Dir noch kurz auf Deine Mail zu antworten.

Da Doreen, meine Tochter gerade damit beschäftigt ist, Harry Potter- Band 4 vor-zu-schreiben (er erscheint nämlich erst am 14. Oktober bei uns, ist in Groß-Britannien aber bereits seit vier WOchen zu haben), habe ich gute Chancen mit der E-Mail vorher fertig zu sein. Beim Frühstück hat sie verkündet, sie wird jetzt nicht mehr Naturforscher - "Warum muß ich dann bei diesen Temperaturen in den Zoo?!" - sondern sie wird eine Schriftstellerin wie J. K. Rowling!

a) Glaube mir, ich kenne die Musik von Heiner Pudelko wirklich (noch) nicht! Und ich kann auch wirklich nichts für solch verwunderliche Zufälle, sie sind vollkommen unbeabsichtigt! - Bisher hat mein "Quentchen Vorahnung" immer nur im reh-alen Blindflug funktioniert, über die virtuelle Variante bin ich eigentlich, zumindest in meinem tiefsten Inneren, sprachlos. Da man das am äußerlichen Sprachgebrauch nicht merkt, bin ich wiederum nicht- eigentlich sprachlos.

b) Für weitere ernsthafte Blick-Notfälle werde ich Deinen Tip mit der passenden Gegenfrage anwenden, vielleicht hilft es ja!

c) Ich finde es großartig (vor allem artig), daß Du schon einen Plan hast für ein Treffen zwischen uns ... ich habe noch nicht mal eine Zeit- und Ort-Idee. Eigentlich und auch nicht- eigentlich meine ich, keinerlei ernsthafte Blick- oder entrüstete Aufschreie verdient zu haben! (Eine Geschlechtsumwandlung halte ich definitiv nicht für eine Lösung, nur weil andere offensichtlich schräger denken als ich!)

Warum das für andere so schwer verständlich ist, weiß ich auch nicht!!! Vermutlich ist Deine Vermutung gar nicht so vermutlich, sondern vermutlich vermutete Tatsache! ( U.U. sind sie uns weit voraus!)

Um hier mal kurz unser Wochenthema zu streifen, wäre es in höchstem Maße UNGERECHT, uns für nicht mal Beabsichtigtes, geschweige denn Stattgefundenes mit ernsthaften Blicken zu strafen! Ich weiß noch nicht mal, ob ich die vermutlich vorhandenen eigenen Erfahrungen der Ernsthaft- Blickenden und Mißtrauischen in meinem Umkreis mit eigenen ernsthaften Blicken beantworten würde!

Literarische Gefahrenlösung, die zumal nicht rezeptpflichtig sind und keinerlei Neenwirkungen haben, sind in so ferner Nähe leicht anzuwenden, über eventuelle Nachwirkungen wird mensch Erfahrungen sammeln müssen. Auch stundenlanges Zuhören ist keine "Straftat", die als Strafmaß ernsthafte Blicke, mißtrauisches Mißvergnügen oder entrüstete Aufschreie begründen!

d) Was heißt hier "vergeigtes Wochenthema"?!

Strafe muß sein und zwar definitiv für Sommerloch- Journalisten und die Sorte Mensch, die glaubt, was in Zeitungen steht. Als Strafmaß bietet sich die lebenslange Verpflichtung an, sich Schlagzeilen für die BILD- Zeitung ausdenken zu müssen. (Mein Mann hatte mal die treffliche Idee: "Mann ließ sich vom Dampfwalze überfahren - Die Begründung hierfür war ziemlich flach!" - Ich hatte ihm NICHT das o.g. Strafmaß auferlegt, auf solche Ideen kommt er spontan!)

Wenn ich bei meinen Überlegungen politische und/oder kriminelle Tätlichkeiten weglasse, bleibt die Frage "Strafe muß sein" an der Frage hängen "Wofür?". Man/frau/kind macht Fehler, trifft falsche Entscheidungen oder keine, verirrt oder irrt sich und dann kommt der Spruch "Strafe muß sein" - meist von Oberschlauen, Oberlehrern, Obererziehern und Obermoralisten.

Aber ist denn ein NICHT gemachter Fehler ein Nachweis für Klugheit oder für Dummheit? (Vergleiche auch: "Aus Fehlern wird man klug!")

Meine Reh/Maus-Gedanken sagen dazu:
Wenn ich etwas falsch gemacht habe, ist die Folge meines Fehlers u. U. Strafe genug, alles wieder gerade zu rücken ist das erhöhte Strafmaß und dann den Fehler nicht zu wiederholen ist die Höchststrafe.

Was denkst Du?

Man liest sich!

M (it) F (reude) G (undula*)

* = früher bekannt als Ursula

Donnerstag, 27. Juli 2000 @ 17:30:30

Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Freundschaftlicher Nachtrag

Hallo Charles Foster Davidson,

vorhin konnte ich dem armen Steve (16), und somit computersüchtig im fortgeschrittenem Stadium, nicht länger Computer- Entzug durch E-mail- Süchtige in nicht fortgeschrittenem Stadium zumuten; jetzt ist er baden gefahren und ich ergänze die vorhin abgesandte Kurznachricht noch ein bißchen.

Mir sind nämlich noch so ein paar Dinge eingefallen, die groß- artig sind:

a) Dein Buchgeschenk war ein Erfolg, es hat mir viel Spaß gemacht, mich erinnert, mich ein kleines bißchen nachdenklich gemacht und mich zu meinen eigenen Wende- Geschichten ermutigt.

b) Mir ist aufgefallen, daß Du mich überhaupt noch nicht danach gefragt hast, wie ich den 9. November erlebt habe. Soll ich Dir das mal erzählen? Überlege Dir das gut, es ist eine typische Uschi- Geschichte, also wieder mal ganz anders, als man denkt!

c) Weißt Du, ich kann mich nicht daran erinnern, mit Petra jemals Tränen über einem Kino- Film vergossen zu haben, wir haben unsere Taschentücher mit reh- alem Leben aufgebraucht und tun dies gelegentlich auch noch - und nicht nur beim Lachen.

Wir haben uns aber mehrmals gegenseitig " gerettet" vor den alltäglichen Untergängen, die das reh- ale Leben so bereithält. Für solche Situationen haben wir einen gemeinsam entwickelten Spruch: "Koch Dir einen Kaffee, kauf Dir einen Hut, ABER TU WAS!"

Es gab allerdings auch mal eine dreijährige Funkstille zwischen uns, die mit Wende, Kindern und Männern und unserer jeweiligen Sichtweise zusammenhing. - Wenn frau klug genug ist zu merken, wann was nicht mehr geht, ein bißchen loslassen und wieder einen Schritt nach vorn machen kann, muß sowas nicht zwingend ein Endpunkt sein.

So richtig ist mir zu unserm neuen Wochenthema " Strafe muß sein" noch nichts eingefallen, das liegt nicht am Thema, aber meine Gedanken sind augenblicklich etwas einseitig gepolt. Ich gelobe Besserung und werde mich dem Thema demnächst ernsthaft oder nicht ernsthaft widmen. Aber Deine " Eßgewohnheiten" haben mir dazu verholfen, meine nächste Idee für ein Wochenthema zu finden!

Der gute Strelitz ist nicht nur unbeeinflußbar und unweigerlich Strelitz, sondern auch unbeeinflußbar und unweigerlich unterhaltsam, wenn Du strelitzige Geschichten erfindest.

Am großartigsten aber ist unweigerlich der Künstelr ChD, der Song- Texte schreibt, die in allen Lebens- Situationen nutzbringend verwendet werden können und die jede/r, der/ die es vermag, so doppelt- dreifach- hintersinnig anwenden und verstehen kann, wie er/ sie nur will!

Bis demnächst

M(ehr) f(ällt) G(rand Dame Uschi)

jetzt nicht ein.

Donnerstag, 27. Juli 2000 @ 15:03:44

Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Taschentücher und andere Wein-Seligkeiten

Hi Charly,

ich finde mich wirklich "großartig": Ich habe es tatsächlich bewältigt mit einem fremden Rechner, einem anderen Mail- Programm und leicht wein-selig erheitert, Dir eine zumindest halbwegs verständliche E-mail zu senden.

Du hast recht, wenn Du mich daran erinnerst, daß es Frau Doktor ja gut geht. Ich empfinde das auch so, aber es ist traurig zu sehen, wie sehr ungelebte Träume Menschen das Leben verbittern können. und erst recht, wenn sich jemand das Leben so verbittern läßt - das sind m. A. n. zwei verschiedene Dinge. Mich trifft es in diesem Falle deshalb so, weil wir uns mal so nahe standen. Also Blues, auch "unmusikalisch" betrachtet, ist schon das richtige Wort!

Deine Worte an meine beste Freundin Petra werden übermittelt!

Unsere "Tränenschwesterschaft", die durchaus mit "Blutsbrüderschaft zu vergleichen ist (auch wenn wir sie nicht über der untergegangenen "Titanic" beweint/besiegelt haben), ist immerhin schon beinahe 20 Jahre alt und hat eine große Menge an Taschentüchern erfordert, inklusive von jeder Menge Lachtränen.

Letzteres können wir großartig, wir sind in der Lage selbst ohne fortgeschrittenen Alkoholgenuß so viel sprachliche Verwirrung zu produzieren, daß es für Wochen reicht. Bestimmte Wortschöpfungen sind so herausragend, daß sie sozusagen in die Geschichte unserer Beziehung als geflügelte Worte eingehen; z. B. haben wir mal übereinstimmend festgestellt, daß uns "mit gar nichts zu ohne ist", vor allem der tiefe Sinn, der dahinter steckt!?

Gestern steigerte sich Petra , nach dem ersten (oder war es das zweite?) Glas aus der zweiten Weinflasche beim Versuch der Beschreibung ihrer neuen Verwandtschaft nur bis zur "Zwillingsschwesterin ihrer Schwägerin". Das hat uns für den Rest des Abends so beschäftigt, daß Petras Mann vor unseren albernen Höhenflügen die Flucht ergriffen hat, mit der Ankündigung, er würde jetzt als Kontrastprogramm im Bett Nietzsche lesen, worauf ich lauthals zu kichern angefangen haben soll, wie Petra mir heute morgen berichtete, wahrscheinlich weil: DER und Nietzsche!!!!!

Du merkst, mir fehlt heute immer noch die ernsthafte Contenance, ernsthafte E-mails zu produzieren und Du kannst jetzt zu sehen, wie Du mit einem solchen Maß an Albernheiten umgehst. (Übrigens ist Petras Verwandschaft deshalb neu zu beschreiben, weil sie die Freundin ist, die ich vor ein paar Wochen "verheiratet" habe - es ihr 2. Versuch!)

Ich habe gestern - noch vor dem Wein! - ganz vorsichtig unsere merkwürdige Story erzählt und mußte mir einen ganz ernsthaften Blick von Petra gefallen lassen (NUR KEINE PANIK: ich erzählte ihr nicht wer WER Du bist!!!) - ich weiß überhaupt nicht, womit ich mir den verdient habe?! Nach DER Nacht in Leipzig bestimmt nicht.

Also: nach mehreren ernsthaften Anstrengungen ist es mir gelungen, ihr zu vermitteln, daß es überhaupt keinen Grund für ganz ernsthafte Blicke gäbe , woraufhin sie die Geschichte total verrückt fand und meinte, sie hätte mir ja schon immer gesagt, ich sollte endlich mehr aus meiner Sprachsucht machen. - Ist das nicht toll?

M(öglichkeiten) f(ür) G(rüße) fallen mir manchmal nicht mehr ein,
Dir dafür um so mehr; ich werde es üben!

Uschi

Mittwoch, 26. Juli 2000 @ 20:32:19

Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Nachrichten aus Klein Paris

Hallo Charly,

ich schicke Dir heute eine erste Mail aus Klein-Paris und hoffe, sie kommt bei Dir auch an.

Es gibt eine wesentlich einfachere Variante für unseren E-mail- Kontakt in meiner Leipzig-Woche, die zumindest mich nicht in Computer- Probleme stürzt. Du könntest Deine Mails in diesen Tagen einfach an die E-mail-Adresse meiner Freundin schicken (siehe oben; falls nicht hier noch einmal: ***-****@******.de!).

Am besten, Du rufst mich an, wenn irgendwas schiefgeht - ich finde es doch sehr ungewohnt, mit einem fremden Computer zu schreiben. Ich versuche es, aber betrachte eventuelle Fehlschläge bitte mit Nachsicht!

M(eine) f(röhlichen) (Mittwochabend)- G(rüße)

für Charly...

...von Uschi, die nach einer Flasche Wein mit bester Freundin schon nicht mehr so klar denken bzw. schreiben kann!

Dienstag, 25. Juli 2000 @ 14:02:54

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Zusage

Hallo Charly,

das "Betreff" sagt es: ich bin mit Deinem Vorschlag einverstanden. Nur über Ort und Zeit muß ich mir noch Gedanken machen. Um allen eventuell auftretenden Schwierigkeiten und Katastrophen, die immer dann eintreten, wenn man/ frau es nicht gebrauchen kann vorzubeugen: Du kannst mich einfach auf meinem Handy anrufen: ****/*******; aber bitte nur, wenn ich es für Dich freigebe. Augenblicklich benutzt es z. B. mein Mann, weil seines eine Macke hat und das neue noch nicht da ist - und das wären dann erst mal diplomatische Verwicklungen!

Wir könnten dann am Telefon auch genauer besprechen, was wir an diesem Tag dann gemeinsam unternehmen. Übrigens: Ich freue mich auf weitere E- mails!

M(it) (er)f(reuten) G(rüßen)

Uschi

Montag, 24. Juli 2000 @16:23:48

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Nur nichts überstürzen

Hallo U,

ich finde auch, daß wir uns einmal näher kennenlernen sollten, aber - um in Deinen Sinne zu arumentieren - da müßte es schon einen guten Grund dafür geben und nicht einfach nur "so" ein Treffen. Lass Dir mal was einfallen. Auf jeden Fall kann ich derzeit nicht nach Leipzig, denn wir nehmen gerade in Jena das neue Album auf.

Dein Charly

Montag, 24. Juli 2000 @ 10:59:23

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: E- mail- partnerschaftliche Be-Ratung?!

Hallo Charley,

danke - danke - danke - für sooo viel Einblick in ein fremdes Leben und dann auch noch gleich in zwei davon, noch dazu zwei, die ich so sehr verehre.

Aber nun zum profanen Leben. Übermorgen muß U-MA beruflich nach Leipzig, aber da dort meine Freundin Petra mit Mann und Sohn Steve lebt, kann ich bei ihr übernachten undmich ab und an über dessen PC hermachen ... soweit der Plan, da ich überhaupt uns so auch in Leipzig Deine Mails nicht vermissen möchte.

Wie ich Dir schon an diesem wunderschönen Abend sagte, schreibe ich alle Buchzitate in den Mails mit der Hand auf der Tastatur, verstünde ich, es mit dem Scanner umzugehen, hättest Du bereits ein "halbes Porträt" von mir!

Mit dem Wochenthema bin ich einverstanden!

Jetzt zur schwierigsten Aufgabe, die Du mir bisher gestellt hast, schwierig weil

a) alles, was ich Dir jetzt rate, kann total falsch sein und wer ist dann
schuld?!

d) ich mir bisher immer selbst treu geblieben bin ohne mir selbst treu zu bleiben

c) stecke ich allmählich (?) in ähnlichen Schwierigkeiten wie Du, die allerdings nur in so ferner
Nähe ähnlich sind, weil bereits Deine erste E- mail vom 12. Juni allgemeine, innerfamiliäre " Aufschreie" ausgelöst hat ( bis dato bekam ich nur selten E- mails, die immer eindeutig identifizierbar waren; mein Sohn Raik, den ich ahnungslos bat, nachzuschauen, ob ich Post hätte, quakte in den höchsten Entrüstungstönen:" Maaamaa!?")

Also ich kann Dir nur schreiben, was ich vorerst für eine Variante gewählt habe: Da auch mein Mann sehr mißtrauisch reagiert, wenn ich von anderen Männern erzähle, mit denen ich mich gut verstehe - bisher völlig unbegründet, es sei denn, er hätte da eigene Geheimnisse, die er auf mich projizieren würde, du lieber Himmel, ich wüßte nicht mal, ob ich damit ein Problem hätte!),
ich glaube, ich sollte einen neuen Satz anfangen, sonst komme ich aus diesem nicht mehr heil raus!

Ich habe mich vorerst damit erklärt, daß es für mich ausschließlich um das Schreiben an sich ginge, er weiß, daß ich schon lange mit dem Gedanken spiele, ein Buch zu schreiben. Nachdem ich ihn dann noch sofort von Deinem " outing" als Verheiratetem informiert habe, betrachtet er meine Computer- Aktivitäten mit vermutlich immer noch vorhandenem, aber stillen
mißvergnügten Mißtrauen.

Für mich ist das insofern schwierig, weil wir normalerweise eine sehr gesprächige, offene Ehe führen und meine vorsichtigen Versuche, ihm die freundschaftliche Ebene unserer E- mail- Beziehung deutlich zu machen nicht so erfolgreich sind. ( Wenn er jetzt auch noch wüßte, welche Ideen Du mir mit " Liedtexten schreiben" in den Kopf gesetzt hast!?)

Schlicht und einfach, lieber Karl David: ich habe keine Ahnung, was Du tun solltest, ob ich Dir meine Hilfe bezüglich Deiner Töchter anbieten sollte oder nicht, aber eine Idee:

Wir können doch einfach irgendwann mal bei einer persönlicheren Begegnung als nach den MDR-Dialog herausfinden, ob wir real so gut miteinander zurecht kommen wie virtuell. Funktioniert es, dann suchen wir nach einer allgemein verträglichen Lösung, unsere Partner mit einzubeziehen und ein " Familientreffen" zu testen. Kommen wir nicht miteinander zurecht, wäre es in meinen Augen unsinnig, vorher alle Beteiligten verrückt zu machen.

Nach der Qual, die mir diese komplizierte Frage jetzt bereitet hat, hoffe ich, nicht bis zum Wochenende auf Deine Reaktion warten zu müssen. Wie gesagt: Ich bin wieder mal in Leipzig!!!

M(ein Mann) f(ühlt ähnlichen) G(lauben)

Uschi

Sonntag, 23 Juli 2000 @ 11:00:39

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Es war meine Story

“2 und 2 = 22” (Strelitz)


Hallo kleine Maus,

das wirkliche Leben steckt voller Überraschungen. So geht es uns bisher bei unseren täglichen Berichten, so war Freitag Nacht ... und so ging es mir mit Mike Oldfield, wovon ich Dir ganz zu erzählen vergaß. Also, Ende 1980 arbeitete ich am ersten literarischen Kabarettprogramm “ICH GEBE ZU ... Bedenken” und hatte Probleme mit der Komposition eines Endlosstückes (Vorbild war der Mittelteil von Oldfields “Incantations”). Hier beginnt meine Oldfield-Geschichte:

Oldfield selbst hatte ich im Frühjahr 1979 in der Frankfurter Jahrhunderthalle live erlebt mit dem besten Bühnensound, den ich (bis dato und auch danach auf lange Zeit) jemals gehört hatte. Im Sommer 1979 arbeitete ich dann als einer der ersten Musiker in Deutschland mit der Rhythmusmaschine CR-68 von Roland und hatte größere Probleme mit der Funktionstüchtigkeit; kurz danach hörte ich diese Maschine auch bei Oldfields Produktionen. 1980 schrieb ich an Oldfield an, um mir Tipps für die Arbeit mit der neuen CR-78 zu holen ... und VIRGIN Records schrieben mir zurück, dass Herr Oldfield sehr zurückgezogen lebe und solche Fragen nicht zu beantworten pflege.

Anfang 1981 tourte Oldfield dann durch Europa und war im März in Offenbach am Main, der Stadt, in der ich lange gelebt hatte. Ich besorgte mir einen Reportageauftrag für die Zeitschrift “Musiker Music News” und die lokale Tageszeitung (war damit für die Tourleitung trotz meiner erst 23 Lenze ein ‚wichtiger‘ Mann), schnappte mir meinen Tontechniker Bobb Sanders und los gings ... und das war’s auch fast schon. Der Tourmanager sagte uns: “Das wird heute nichts mit dem Interview. Mike wurde in Holland eine Gitarre gestohlen, seine Lieblingsgitarre; er ist absolut schlecht drauf.” Dafür duften wir fotografieren.

Ich habe zwar neun von zehn Fotos vergeigt, aber das zehnte zeigt Mike tatsächlich mit einer Gibson-Gitarre anstelle seiner sonst üblichen Fender Strat. (Sehr selten! - Das Foto wurde später mehrmals von Musikzeitschriften bei mir nachgefragt.). Bobb war enttäuscht! Er schnappte sich das Aufnahmegerät und hörte Musikcassetten.

Nach dem Konzert fuhren wir auf Verdacht zum Tour-Hotel und hofften, vielleicht die Chance auf eine kurzes Statement zu bekommen. Vergeblich! Bobb hörte weiter Cassetten. Da sahen wir an der Hotelbar Mikes Percussionspieler Morris Pert sitzen. Ich fragte ihn, ob er ein Interview geben würde, denn ich hatte kurz zuvor auf der Frankfurter Musikmesse Adrian Wagner interviewt, der mit Pert gerade eine Platte gemacht hatte. Pert war einverstanden.

Als ich fertig war sagte Pert, “Du bist doch nicht wirklich nur wegen mir hierher gekommen?” Nein, sagte ich, ich möchte gerne AUCH Mike Oldfield interviewen u.s.w.. “Gut”, sagte Pert zu mir, “ich frage Mike einmal, ob er runterkommen will.” Drei Minuten später war Mike Oldfield da und hatte überhaupt keine Lust zu reden. Als er aber erfuhr, dass Bobb aus Cornwall stammte und ich in Wales zur Welt gekommen war, wurde er schon gesprächiger. Nach dem dritten Guinness-Bier war das Eis angeknackst und nach dem ierten gebrochen. Ich sagte zu Mike: “Ich bin an den üblichen Geschichten über Dich überhaupt nicht interessiert. Warum heisst deine Frau Sally, Deine Schwester Sally und dein Kindermächen Sally? Oder: Wie kamst Du auf die Idee mit Tubular Bells? - Das ist doch alles schon tausend Mal erzählt. Sag mir einfach: Hast Du mit der CR-68 und der CR-78 die gleichen Probleme wie ich? / Kannst Du mir beim Arrangieren meines Titels XYZ helfen? Was machst Du anders als ich, wenn Dumit halnber GEschwindigkeit aufnimmst? --- Das hatte Miko Oldfield nun überhaupt nicht erwartet. Er lächelte mich an und bestellte noch vier Guinness an der Hotelbar; das war um kurz vor Zwölf.

Bis im kurz vor drei Uhr tauschten wir CR-78 Tipps aus, Mike erklärte mir, daß vieles in seiner Musik auf kompositorischen Endlos-SCHLEIFEN basiert und er es aus der griechischen Musik entnommen hat. Nach dem x-ten Glas Guinness - ich war schon fast benebelt, er nicht - berichtete er davon, daß er diesen PR-Quatsch seiner Plattenfirma abgrundtief hasst. Er würde nur deswegen so “zurückgezogen” leben, weil die Plattenfirma das als sein Image aufgebaut habe und niemand sich traue, ihn zu besuchen. Ich würde mich schon trauen, sagte ich ihm. OK, sagte Mike zu mir, wenn Du mal wieder in Wales bist, dann komm‘ einfach mal vorbei. Ich bedankte mich und sagte ihm: Weißt du eigentlich, daß du in Deutschland einen Hit hast mit ‚Wonderful Land‘? Er sagte: Ein Hit?, fragte den Tourmanager ob das stimme und der sagte: Ja, es gäbe derzeit viel “Airplay” für den Titel. Oldfield wurde ärgerlich. Warum sagt mir ‚Charrley‘ das und nicht meine Plattenfirma? und fügte an, Wir müssen das sofort als Single auskoppeln. Nach zwei oder drei weiteren Guinness sagte er zu mir, er würde mir jetzt etwas sagen, dass habe er noch niemandem zuvor gesagt:

Mike verriet, dass erl seine Plattenfirma VIRGIN verklagen will. Es gäbe ständig Ärger, wie jetzt mit “Wonderful Land” und er habe immer noch den Vertrag von 1973, als er die “Bells” aufgenommen hatte und Richard Branson verdiene sich mit ihm dumm und dämlich. Und er erzählte mir noch mehr. Ob ich das schreiben könne, fragte ich ihn und er sagte: “Shure ... natürlich! Es ist deine Story.”

Meine Liebe: Da ein gewisser Herr Bobb durch andauerndes Cassettenhören die Batterien reichlich heruntergefahren hatte, waren am nächsten Tag nur noch zehn Minuten Interview auf dem Band zu hören. Und da ich mir nicht mehr sicher war, was Mike mir während einer Trunkenheit alles erzählt hatte und ich mir dadurch auch unsicher war, ob er das wirklich so gemeint hatte (die vielen Guinness - Du verstehst!) schrieb ich in den Artikeln so gut wie nichts darüber.

Drei Wochen später erschien der “MELODY MAKER” mit der Titelstory: ‚Oldfield gegen Virgin - Plattenstar verklagt seine Firma‘. Mein damaliger Redaktionsleiter meinte dazu nur: “Hätte der das nicht auch Dir erzählen können?” - Kein weiterer Kommentar!!!

Späte hat mir das sogar bei Mike geholfen, denn, als ich Oldfield später besuchte, sagte er: “Hast du das damals geschrieben?” Ich sagte: “Nein! - Das war Deine Angelegenheit und Du solltest aktiv werden.” - Man glaubt es kaum, aber Mike bedankte sich bei mir.

Auch heute noch habe ich Kontakt zu ihm und wenn mich nicht alles täuscht, brauchst Du nicht nach Edinburgh zu fahren, warte einfach mal in Berlin auf ihn. Aber auch heute noch sehe ich ihn vor mir , wie er damals war, bei diesem gespräch. Sehe ihn, wie er seine Zigaretten selbst rollt – so dünn wie Streichhölzer -, spüre seinen Stolz auf die Studioausrüstung, die er sich mit seiner eigenen Hände Arbeit, verdient hatte. Ein wrklicher Freund von ihm war ich nie; ich war höchstens ein Bekannter für ihn. Aber ich habe seine Widmung ‚Charley, ich wünsche Dir Erfolg!‘, wollte sie aufs Cover der “KONTAKTAUFNAHME” setzten. Aber die Leute von meiner Plattenfirma sagten damals immer: “Das hast Du gefälscht. Oldfield macht so etwas nicht; der lebt doch völlig zurückgezogen.” ‚Gefälscht‘ habe ich später allerdings doch noch etwas: Aus ‚Charley‘ habe ich ‚Charly‘ gemacht, denn ch fand, man sollte nicht alle Marotten der Stars mitmachen!

Nächste Station:

Der Tatsache geschuldet, dass meine Frau und ich ebenso Nur-Töchter haben wie andere Leute Nur-Söhne (Dich wundert bald gar nichts mehr ... Unsere sind 13 und 18 Jahre alt) hoffen wir natürlich, bei unseren Töchtern nicht allzuviel falsch gemacht zu haben. Falls doch, möchte ich Dich aber nicht damit belästigen. Auf den Verleih von Büchern freue ich mich; wir sollten vielleicht nach dem Urlaub damit beginnen, denn sonst versandet möglicherweise unser gegenseitiges Hilfsprogramm. (Ansonsten hoffe ich, dass Du niemals den Titel “Ich küsse Ihren Mann” von Anete Humpe aus deren Album “Solo” hören wirst).


M(ike) f(aziniert) G(itarren) ... und sie ihn auch.

Dadurch fasziniert er Dich ... und ich Dich auch.

Da braucht man nur "2 und 2" zusammenzuzählen!

ChD

Freitag, 21. Juli 2000 @ 11:45:14

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Un(heimlich)bekannte Mosaiksteinchen

Guten Tag Karli,

das Gefühl des unheimlich(en) Bekannten entwickelt sich auch bei mir langsam. Ich hatte keine Ahnung, daß Dich meine kleinen Musik-Mosaik-Steinchen auf diese Weise treffen würden.

Es ist so:

Ich kenne Mike Oldfield nicht, aber ich liebe seine Musik und er spielt genau das, was mein Herz anspricht. - "TB II" und vieles andere von M.O. ist Musik, in die ich mich einfach hineinfallen lassen kann. " TB III" geht mir auch nicht so nahe, aber ich mag es trotzdem sehr und der Schlußteil ist eine wahre Power- Tankstelle!

"TB II" war ( wie immer) "schön, rein und klar" und hilfreich, ehrlicher Weise muß ich hinzufügen, daß diesmal Dein kleines ungläubigen Fragezeichen an der "Reparatur" nicht ganz unbeteiligt war.

Ich muß beichten: Mein Mann ist neben seiner Arbeit bei "T-KUNDE", das ist seine eigene Firma, auch politisch aktiv und zwar für die PDS. So, jetzt ist es raus, ist aber nur die halbe Beichte. Mit meiner Seelenverfassung zu tun hat meine Aufgabe, die er mir vor Jahren gestellt hat und die ich so gut es geht für ihn löse: ich schreibe seine Reden. Und dabei hat mich ein wenig angeknackst, daß ich mich so entsetzlich darüber ärgere, daß bei der Ver- und Bearbeitung dieser Zeit, fast immer alles nur "schwarz-weiß" gemalt wird - hier die Guten und da die Bösen (= also WIR, sage ich jetzt mal), wobei WIR im Höchstfall noch ein bißchen als dumpfe Mitläufer-Masse beschrieben werden. Die vielen anständigen DDR-Menschen werden nicht nur vergessen, sondern fast alle im Westen tun so, als hätte es diese Leute niemals gegeben und als wäre alles tatsächlich nur "schwarz-weiß" und nichts dazwischen. Ich weiß, daß Du das richtig verstehst - deshalb konnte ich es für Dich auch erzählen.

Ja, ich hätte es Dir natürlich auch gleich sagen können, aber heute, jetzt, gerade eben, mußte es sein, denn Du hast ja heute Abend Deinen großen Auftritt als Wessi im Osten. Nicht, daß Du das jetzt gleich im Fernsehen herumposaunst, aber da ist doch was dran, daß immer nur Gut und Böse gemalt wird. Rudolf und ich waren zu DDR-Zeiten nicht böse: wir waren nur überzeugt von dem dem was in `unserem` Land vor sich ging. Und trotzdem waren wir nicht unkritisch, wollten hier und da den Staat verbessern. Natürlich gab es auch unter uns Kräfte, die alles zerstören wollten, was die Menschen der DDR geschaffen hatten - aber weshalb sind die nun gut und WIR nicht? -Laß Dir das mal durch den Kopf gehen.

Ansonsten halte es heute Abend mit Botho Strauß, der sagt: „Ich denke, wir müssen die Breitenwirkung der Verblödung durch die Medien stoppen.“

M(it) F(reitags) G(rüßen)

von Uschi
an Karli

Nachtrag: Ich habe im letzten Jahre M.O.s Konzert im " ICC" erlebt und war total begeistert. Am meisten war ich beeindruckt von der unglaublichen Präsenz Oldfields, der genau genommen "nur" auf der Bühne steht und Musik macht - die Ausstrahlung ist unglaublich. (ChD verfügt über eine ähnliche Präsenz, besonders wenn er Texte spricht, man/frau - zumindest ich - will dann kein Komma überhören.)

Nachträglicher Nachtrag: Da wir diese Woche über Träume reden - ich habe eine Live-DVD von M.O. "TB II" open-air in Edinburgh; zu meinen Traumwünschen gehört der, so ein Konzert an diesem Ort selbst zu erleben.

Freitag, 21. Juli 2000 @ 00:51:12

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Mike Oldfield

Hallo U,

Du kennst/magst Mike Oldfield?

ChD

Donnerstag, 20. Juli 2000 @ 17:39:52

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: In bester Mail-ordnung

Hallo Charly,

soeben kam Dein 2. Sende- Versuch an, es waren beide erfolgreich. Natürlich glaube ich Dir ... in echt. Ich werde jetzt allerdings die ernsthafte Stimmung, in die mich unser Ost/West- Thema gestürzt hat, mit Kaffee und Mike Oldfield wieder aufhellen. Wozu gibt es schließlich " Tubular Bells II"?

Schreib mir mal, wie es mit Frau Hagen war.

Bis demnächst

Uschi

Donnerstag, 20. Juli 2000 @ 13:12:16

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Mosaik-Artigkeiten und andere ...

“Das Leben ist wie ein Mosaik. Am Anfang ist alles noch unklar, nach einer kurzen Zeit glaubt man zu wissen um was es geht aber erst nach einer gewissen Zeit sieht man das Mosaik klar vor sich und passt die richtigen Steine an den richtigen Stellen ein. Trotzdem gibt es Menschen, die auch am Ende ihres langen Lebens noch nicht wissen, um was es im Leben gegangen ist.” (Rainer W. Sauer)

Hallo Uschi,

Du kennst mich und meine Vorliebe im Sinne von Ernst Jüngers Minenleger Spannungs(schleifen)bögen aufzubauen, Themen anzureißen, fallen zu lassen und später wieder aufzugreifen/zu Ende zu führen, was ich auch jetzt wieder tun werde.

Zuerst das Vorspiel:
Abschied nehmen, Loslassen – zuzüglich Deiner ganzen Umschreibungen - beinhaltet universales Vertrauen. Universales Vertrauen ist wiederum stärker als blindes Vertrauen und grenzenloses Vertrauen zusammen.

Zum blinden Vertrauen:
Manche Mädels (beim Bassist Peter hat gerade wieder mal so eine “am Start”, wie er es nennt - sie nennt sich jedenfalls Melinda) demonstrieren gerne ihr ‚blindes Vertrauen‘ hautnah. Ich denke, sie haben entweder zuwenig Lebenserfahrung – wie Du meintest - oder zuwenig Prinzipien. Also was hat die Gute gemacht? – Nach dem Grillen saßen wir, also meine Frau und ich, Peter und Melinda, noch zusammen und quatschten, meine Frau hatte RTL angestellt und zwar OHNE TON. Es war ein schwarzer Mann zu sehen, sehr muskulös und mit Rastalocken; Melanie sagte trotz Anwesenheit von Peter: “Oh Mann sieht der geil aus. Den würde ich nicht von der Bettkante schubsen!” - Während Peter schnaufte, stellte meine Frau den Ton an und eine Frauenstimme sagte: “... dafür, dass er trotz seiner Aids-Erkrankung noch weiter mit Frauen geschlafen hat und vier Frauen mit dem tödlichen Virus infizierte, muß er jetzt für zehn Jahre hinter Gitter.” - Tödliches Schweigen, das erst durch Melinda aufgelöst wurde, die sagte: “Mir wäre das nicht passiert. Ich verkehre immer mit Kondom.”, wobei die Peter snschaute und ein “Jedenfalls meistens!” anfügte. Glaube mir, meine Liebe, DAS ist blindes Vertrauen.

Grenzenloses Vertrauen = Leider, und das betone ich, kenne ich ‚Madrapour' (noch) nicht. So beeindruckend die Weisheit des Inders ist: “So lang das Leben auch erscheinen mag, der Tod ist ewig.”, der Katholischen Kirche brauchst Du damit nicht kommen. Die spricht schon seit zweitausend Jahren (Halt! Das sagt mensch so, es sind aber bisher wohl nur etwa eintausendneunhundertundsechzig Jahre) vom ewigen Leben. – Eine Form des grenzenlosen Vertrauens oder des Aberglaubens?

Zu ‚ungelebte Träume sind ungelebtes Leben‘:
Dem WUNSCH, Träume zu leben steht im wirklichen Leben (Strelitz: “Das wirkliche Leben? – Stimmt, so was soll’s ja auch geben.”) für Frauen oft die Familie, die Kinder im Weg. Daher erscheint es mir für Männer stets leichter, ihre Träume zu leben. Aber schaun wir mal in zwanzig Jahren nach. Dann könnte manches anders sein.

Zu “... und nun ist’s die ...”:
“Es spricht zu Ihnen der Mann, der das ausgezeichnete Dokumentarhörspiel ‚9. November 1989‘ über die Wende gemacht hat” sagte gestern der Jenaer Kulturdezernent Dr. Albrecht Schröter (ehemals ‚Neues Forum‘) über mich im Radio und ich dachte: Wo bin ich hier eigentlich? Im falschen Film? Antwort: Nein, im richtigen Leben! - Du verstehst: Bis zur Wende hatte ich wenig Sympathien für die DDR, mehr schon für ihre Menschen, jedenfalls soweit ich welche kannte. Da mich keinerlei familiäre Verbindungen mit der DDR verbanden, waren Kontakte sporadisch, Eindrücke auf Ost-Berlin oder Fahrten auf den Transitstrecken beschränkt. Und ich war West-Berlin-geprägt: “Wia leben auf eina Insel; um uns herum lauert der Russe.”

Wie gut, dass ich schon 1981 Leute wie Lacky traf, mit dem mich heute noch eine Freundschaft verbindet. Sein Buch: “Es war doch nicht das letzte Mal” kann ich Dir übrigens auch empfehlen. (Wenn Du Dich langsam fragen solltest: Wer soll das bezahlen?, dann sollten wir mal mit der gegenseitigen Buchausleihe beginnen (obwohl mann ja sagt: Seine Frau und Bücher sollte man niemals verleihen). Außerdem kam ich einige Jahre später über meine Sendung beim Hessischen Rundfunk in (selbstverständlich Stasi-gefilterten) Kontakt mit Hörern ‚aus dem Osten‘.

Lacky stand 1981 einerseits so distanziert zum System, andererseits durfte er reisen (seine Frau Monika durfte aber nicht mit), einerseits führte er mich auf der Musikmesse in Frankfurt zum Stand der DEMUSA und kritisierte so gut wie alles was es dort als DDR-Eigenprodukt gab, andererseits war er stolz auf das, was die DDR trotz der Umstände noch zustande brachte. – Glaube mir: Zwanzig Jahre später sind die Zweispälte immer noch alltäglich. Anders in ihrer Art aber unerbittlich in der Konsequenz. Wohl Dir und anderen, die der/den Sache/en schon distanziert gegenübertreten können.

Ich kann mich erinnern, (und jetzt kommen wir auf die der Katholischen Kirche weiter oben fehlenden vierzig Jahre) dass ich es nach der Wende als ‚meine Aufgabe‘ ansah, dem Westen den Osten zu vermitteln. Einem Missionar gleich wartete ich auf Sätze, welche die beiden magischen Worte “Vierzig Jahre” enthielten und sagte darauf: “Also wie ich mich erinnern kann, waren wir in den sechziger Jahren auch nicht sehr viel weiter. Erst in den Siebzigern lief die
Entwicklung etwas auseinander.”. Kurzes Nachdenken, dann ein Aha-Erlebnis und schließlich Zustimmung “Na gut also sagen wir mal: zwanzig Jahre lang.” --- Mann, war ich stolz auf mich (so um die zehn Sekunden lang), dann kam das unvermeidliche: “Aber...!”

Ich denke, dass ich die Menschen der DDR (trotz oder wg. FDJ-Agitprop) tief in meinem Herzen niemals als Feinde angesehen hatte und daher einiges für mich leichter war als für andere Wessis. Und dann war ich auch noch einige Jahre im Personalrat der Stadt Jena und konnte ‚das volle Programm‘ der Nachwendeentwicklung (Warteschleifen, Stasi-Kontakte, Stellenabbau bei Erzieherinnen) Live und in Farbe miterleben und irgendwie habe ich auf diesem Weg die Menschen der EX-DDR kennengelernt und respektiert. --- Aber ich werde wohl niemals verstehen, warum man zu DDR-Zeiten einen Sportumhängebeutel mit der Aufschrift “Auf Zack!” versehen konnte; bei uns stand damals “Wrigleys Spearmint” drauf.

Über solche Dinge konnte ich mich auch mit Stefan Wolle gut unterhalten. Seine Lesung aus “Die heile Welt der Diktatur” war im Dezember 1998 meine erste Radioproduktion in Jena und meine Frau hatte sich damals das Buch gleich zu Weihnachten gewünscht. Ein Klasse Buch zum Klassen Feind und ihm habe ich auch den Zusatz zum Hörspiel “9. November 1989” entnommen.

Weshalb ich Dir das alles erzähle? Um Dein 7 % ChD-Kenntnis-Konto aufzufüllen? Nein. Ich erzählte es nur, weil es erkennbare Strukturen im Leben gibt, deren Hintergrund nicht erkennbar ist. Gleichwohl gibt es erkennbare Strukturen im Leben, deren Hintergrund eine eigene erkennbare Struktur ist. --- Von beiden habe ich heute mosaik-Artig erzählt.

Um Dein Konto zu erhöhen, solltest Du morgen abend mal beim MDR-TV vorbeischauen.

So viel für heute!

Ihr

Charles Foster Davidson

P.S. Nachher besuche ich erst einmal Nina Hagen ... in echt!!!

Mittwoch, 19. Juli 2000 @ 16:49:56

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Reh- Aktion mit offenen Augen

Hallo mein Bester,

als ich vorhin meinem Computer "senden" befahl, landete Deine Mail bei mir. Heute versuche ich es mal mit einer schnelleren Reh- Aktion.

Die Unterscheidung zwischen Traum und Wunsch ist, wie ich glaube, nicht so leicht, weil mancher Wunsch auch ein Traum ist, eine Vision. Dein Lieblings- Traumbuch kenne ich (leider) nicht.

Ich war ungeheuer beeindruckt von Robert Merles "Madrapour", ein Buch, mit dem der Autor das Kunststück vollbringt, dem Lesenden nie zu offenbaren, ob ein Traum oder eine Geschichte erzählt wird. Außerdem hat er der Unmenschlichkeit so tiefe, menschliche Züge verliehen, daß sich die Story regelrecht in meine Seele eingebrannt hat. Bei meiner ersten Begegnung mit dem Buch bin ich nach einigen Lese- Seiten zurückgezuckt und habe es erst mal in den Schrank gestellt. Ich ängstigte mich davor, mich in soviel Nicht-Wirklichkeit hineinfallen zu lassen. ( Ich glaube, daß man in jedem Alter jedes Buch lesen kann - sofern man lesen kann, aber manche Bücher bedürfen eines gewissen Grades an seelischer und geistiger Reife.)

Eines der für mich beeindruckendsten Zitate: 'Ihr seid gerette', sagt der Inder. Seine ernste Stimme dröhnt wie eine Glocke in meinem Kopf. 'Ihr seid gerettet. Vorläufig. Aber wäre ich an eurer Stelle, würde ich dem Wohlwollen des BODENS nicht unbedingt vertrauen. Es ist nicht sicher, ob das Schicksal, das er für euch bereithält, sich erheblich von dem unterscheidet, das ich euch zugedacht hatte, wenn das Flugzeug nicht gelandet wäre. Um es deutlicher zu sagen: Vielleicht läßt auch der BODEN euch einen nach dem anderen sterben. Denn auf der Erde sterbt ihr letztendlich doch genauso. Einer nach dem anderen. Allein mit dem Unterschied, daß der Abstand etwas länger ist und euch die Illusion gibt, daß ihr lebt.' Er macht eine Pause und fährt fort. 'Nun gut, bewahrt euch diese Illusion, wenn sie die Angst euch nehmen kann. Aber wenn ihr das Leben liebt, wenn ihr es nicht gleich mir als UNANNEHMBAR betrachtet, verderbt euch diese kurzen Augenblicke nicht mit Streit. Vergeßt nicht: So lang das Leben auch erscheinen mag, der Tod ist ewig.'

In diesem Sinne noch ein zusätzlicher Gedanke von mir zum Traum- Kompromiß: Auch die Kompromisse müssen auf ihre Tragfähigkeit geprüft werden, dabei sollte man/ frau sich manchmal an Abschieden versuchen und sich dabei daran erinnern, daß ungelebte Träume ungelebtes Leben sein können. Das wäre doch ziemlich bitter - oder!? ( Gilt aber nur für echte Träume!)

Du hast mich richtig verstanden! Es ist schon schwer, zu sagen, dieses oder jenes vermisse ich - obwohl ich heute eher sage: habe ich vermißt. Mit dem zeitlichen Abstand reduziert sich vieles. Aber weißt Du, ich habe es eigentlich immer gewagt zu sagen, wie ich zur DDR stand:

Ich bin in dieses Land hineingeboren worden, ich hatte dort eine Kindheit und Jugend, die ich als glücklich empfand. Als ich dann erwachsener wurde und kritischer, fühlte ich mich immer noch zu Hause. Ich hatte die Illusion, verändern zu können und bevor diese Illusion ganz starb, ging das Land unter. Nach einer Zeit gewisser Traurigkeit lernte ich in "... nun ist's die ..." zu leben und will schon seit langem keinen Schritt mehr hinter den Zeit- Horizont zurück. Ich fühle mich heute wohl und wieder zu Hause und trotzdem: zu verändern gibt es jede Menge. Natrlich hast Du recht: manche Dinge werden Dir vielleicht verschlossen bleiben und manches kannst Du vielleicht durch mich lernen - zumindest dafür hast Du mich.

Es gelang mir heute beim "GEB"- Weiterlesen etwas zu verstehen - hoffe ich. Wenn ich die Sätze "Es gibt erkennbare Formen, deren negativer Raum keine erkennbare Form darstellt." und "Es gibt erkennbare Formen, deren negativer Raum eine erkennbare Form darstellt." versuche etwas philosophisch auf das Leben zu abstrahieren, wäre meine erste "GEB"- Reh/Maus-Erkennntnis: Es gibt erkennbare Strukturen im Leben, deren Hintergrund nicht erkennbar ist. - und ... es gibt erkennbare Strukturen im Leben, deren Hintergrund eine eigene erkennbare Struktur ist. Was denkst Du?

M(it) F(erien) G(rüßen)
antwortet Uschi mit einem

Nachtrag zu " Ssälawih":
Ich meinte nicht explizit die " große Blonde" - in meinem fortschreitenden Alter habe ich schon verstanden, daß mann nicht zwingend nur mit " Claudias" glücklich ist. Ich dachte tatsächlich eher an die Lebensweisheit und an "... nun ist's die!".

2. Nachtrag:
Nicht nur 13 Bücherkisten kommen mit nach Dänemark, sondern auch ein Korb E-Mails! Doch bis dahin sind noch 2 Wochen Zeit, um die Eklektik- Ordner weiter zu füllen!

Mittwoch, 19. Juli 2000 @ 15:36:09

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Viel-Zu-Wenige Rettungsboote

”Als ich drei Gedichte vorgelesen hatte, tat ich einen Blick in den Saal. Eine Reihe von grinsenden, fassungslosen, enttäuschten, zornigen Gesichtern sah mich an, etwa sechs Leute erhoben sich verstört und verließen diese unbehagliche Veranstaltung. Ich wäre am liebsten mitgegangen.” (Hermann Hesse)

Liebe Uschi,

ich habe heute noch mal in meine neue Windows-NT Postbox reingeschaut und eine neue Nachricht von Dir entdeckt. Zufällig! Ohne dass ich ein Meldefenster angezeigt bekam. So was! --- Leider bin ich seit zwei Tagen mein altes Windows-System los und muss mich durch NT quälen, wo alles anders ist und doch so vertraut. Vor allem sagte man mir, würde alles langsam sicherer werden. NT stürzt niemals ab! Nun ja.

Es ist wohl wahr: Alles geht langsamer und langsam bin ich sicher, dass sich in Zukunft alles langsamer geht, da ja NT sicherer ist als das ‚normale‘ Windows ME, was ich vorher benutzte --- nur eben sicher langsamer. Oder wie Stefan Raab über die Sangeskünste von BB-Zlatko sagte: ”Singen kann Zlatko nicht --- aber das kann er ziemlich gut.” Also sage ich: Mailen kann man mit NT nicht richtig; das dann aber wiederum ziemlich gut.

Synergetisch wohl verstanden: Von der IMAGINATA-Idee unseres Jenaer FSU- (und Wessi-)Professors für Kommunikation, Dr. Fauser, der davon besessen ist, über den Osten auch den Westen zu bekehren (...DAS sind Schleifen, meine Liebe!), bin ich ebenso beeindruckt wie begeistert. Und mein Vorteil ist, dass ich in Jena vor Ort bin. Leider ist es gut möglich, dass die Welt keine Notiz von der IMAGINATA nimmt. Sogar in Deutschland kann man Fernseh-Leute wie Herrn Yogeshwar oder Herrn Bublath nur schwer an die Konzepte der IMAGINATA heranführen, was ich als eine meiner Aufgaben sehe. Aber ist das letztendlich nötig? Haben sich nicht viele große Persönlichkeiten und Ideen erst Dekaden später durchgesetzt? Sind hier nicht wieder Dinge vor ihrer Zeit vorhanden?

Wer kannte zu seinen Lebzeiten Van Gogh? Der malte seine Bilder fast ausschließlich für sich; heutzutage wäre er Milliardär.

Wer kannte um 1920 herum Morgan Robertsen, der 1899 ein Buch geschrieben hatte über ”Titan”, das größte Schiff der Welt, das im Nordatlantik einen Eisberg rammte und mit Mann und Maus unterging, weil es zuwenig Rettungsboote hatte?

Derlei Beispiele gibt es viele; Du kennst aus Deiner Sicht bestimmt noch einige mehr, die ich nicht kenne.

Und was die Preise angeht: Billy Wilder sagte einmal ”...mit den Preisen ist das wie mit den Hämorrhoiden. Irgendwann kriegt jedes Arschloch welche.”

M(acht) f(erursacht) G(rössenwahn) - ”Macht doch nichts.”, sagt Strelitz.

ChD sagt Tschüss: Die Arbeit ruft! - Ein neues Album muss her.

Dienstag, 18. Juli 2000 @ 13:30:43

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Fortschreibende Mutgefühle

Hallo Charly,

ich habe gestern abend noch mal in mich hineingehört (und in gewissen Internet-Seiten geblättert), bemerkt, daß ich ausreichend Mut fühle und versuche meine bis jetzt meine etwa 7% ChD- Kenntnis auf die Frage nach den falschen
Schleifen anzuwenden:

Ich denke, Du hast damals nicht gleich verstanden, daß Dein Mutgefühl, mit dem Du damals nach Thüringen gegangen bist, und Dein Willen, auch die schwierigsten Situationen zu bewältigen, deutliche Signale waren. Du wolltest weg, warst auf der Suche nach einem neuen Lebenszentrum (Arbeit) und hast vor lauter Such- und Durchhalte- Anstrengung nicht bemerkt, daß Du es in Jena schon gefunden hattest.

Aber vielleicht waren es ja gar keine falschen Schleifen, sondern Sicherheits- Schleifen? Manchmal ist man/frau so mutig, daß ein Notausgang, der den Rückweg offen hält, lebens- und mutrettend ist. Irgendwann braucht man/ frau ihn dann nicht mehr und kann die Tür einfach abschließen. Ich glaube jeder Mensch braucht Sicherheits-Schleifen, um in eine neue Schleifen-Ebene zu springen.

Wie lautet Dein Urteil? Bin ich abgestürzt oder hat meine Intuition auch virtuell ein bißchen funktioniert?

Von "imaginata" ist mein pädagogisches Herz tief beeindruckt! Vielleichtgelingt es mir ja auch noch irgendwann, meine "Arbeits"- Träume wahr werden zu lassen. "Imaginata" ermutigt mich, aber synergetisch betrachtet, ist Traumerfüllung immer davon abhängig, daß man auf Menschen trifft, die ähnliche Visionen haben.

M(ut) f(ühlende) G(önnerin)
sendet virtuelle Grüße an ihren Karli

Montag, 17. Juli 2000 @ 11:53:43

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Tausend Träume

Hallo Uschi,

ich bin mir sicher, daß Du die Lebens-Kurve kriegst, dank des ‘Zurüktransformierens’, dann geht alles wie von selbst. Laß Dir Zeit mit GEB, höre Musik von Bach an, blicke in Bilder von Escher. Rom wurde ja schließlich auch nicht in einem Tag abgebrannt. Und vor allem anderen: nimm Dir Zeit zum Träumen.

Bei unserem Telefonat erzähltest Du mir auch von Deinem Lieblingsort in Berlin: dem Pergamonmuseum. Da sollten wir zwei irgend wann einmal gemeinsam hingehen. Aber auch ich habe einen Lieblingsort, allerdings nur virtuell. Und dort leben möchte ich auch nicht. Er hat etwas mit meinem Lieblings-Traumbuch zu tun, das ich schon als Jugendlicher hatte: ‘Die Tausend Träume von Stella Vista (...und andere Vermilion-Sands-Stories’ von James Graham Ballard. So weit ich weis leider ausverkauft und wird auch nicht mehr aufgelegt.
Science Fiction pur: Also rein und schön und klar.

Vermilion Sands (übersetzt: Zinnober Sand), einst Wüstenkurort zur Erfüllung der ausgefallenen Träume der gelangweilten Jet-Set-Gesellschaft, jetzt (?) multikulturelle Künstlerkolonie, verfällt langsam aber unaufhaltsam. Unwirklich wie ein Fiebertraum (als ich es zum ersten Mal las, hatte ich wirklich starkes Fieber) ist es Knotenpunkt von Leidenschaft und anderen Formen menschlichen Wahnsinns; ein Zufluchtsort für echte Künstler und Pseudo-Künstler, für Schmarotzer und Geschäftemacher. Man trägt lebende Kleider, die sich der Stimmung ihrer Träger anpassen, Dichter drücken auf Tasten ihrer Computer die selbständig dichten, Klangskulpturen wachsen aus dem Boden, Wohnräume haben Gefühle und werden von den Neurosen ihrer Bewohner in den Wahnsinn getrieben, die ‘Wolkenbilder’ von Coral-D sind von Luftartisten erzeugte 3D Wasser-Skulpturen, um die Langeweile zu bekämpfen gibt man sich gefährlichen Spielen hin im Wüstenmeer.

Für mich eine unterhaltsame literarische Alternative und so um 1976/77 herum hatte ich wirkliche Sehnsucht nach Vermillion Sands. Zwei Lieder habe ich damals über das Buch geschrieben, später dann auch Geschichten für ein eigenes, das ‘Tausend Träume’ hieß, aber bis heute ist es nicht erschienen. Heute würde ich schon ‘mal gerne in Tausand oder Vermilion Sands vorbeischauen, aber dort leben könnte ich wohl nicht.

Echte Träume können wahr werden; habe ich am eigenen Gehirn selbst erlebt. Für eines meiner Lieder aus 1978/79 hatte ich die Idee im Traum und sie war auch nach dem Aufwachen so intensiv, daß ich sie gleich auf einem Keyboard eingespielt habe. Andere Träume sind insofern Schäume, da sie niemals Wirklichkeit werden können. Zum Beispiel mein Besuch in meinem Lieblingsort. Sicher werde ich irgendwann einmal irgenwo sein und mir sagen: Das könnte in etwa hinkommen - aber in etwa hinkommen und wirklich dort hinkommen sind schon zwei verschiedene paar Schuhe.

Ich denke auch: Wünsche und Sehnsüchte können durch Handeln wahr werden, aber nicht jeder Wunsch oder jede Sehnsucht sollte wahr werden. Nur, wie kann mensch das filtern? - Man möchte immer eine große lange und dann bekommt man eine kleine Dicke. Ssälawih!!! --- Also macht mensch erst einmal Kompromisse, setzt Prioritäten (was feiner klingt) und wählt aus: “Mein grösster Wunsch ist...”.

Leider krankt unsere heutige Zeit daran, dass viele Träume mit Geld erfüllt werden. (Ich würde hier sogar Kipling widersprechen wollen und behaupten, dass Geld das stärkste Rauschgift ist, das die Menschheit verwendet.) Und Mephisto braucht in unserer Zeit keinen Dr. Faust mehr, um an frische Seelen zu kommen, denn Gott wirft immer neue Bananenschalen aus. Geldorientierte Jugendliche sind derzeit seine größten Seelenverkäufer und der No.1-Hit ist: Angezahlte Autos verschleudern geliehenes Geld in Gräben. Für den Einen sind es Peanuts, für den Anderen vielleicht die grösste Schuldenfalle der Welt, die sich mit Zins und Zinseszins immer stärker zusammenzieht, bis Körperteile amputiert werden müssen, auch wenn es das Gehirn ist.

Und so kommt es wie es kommen muss: Angezahlte Träume werden für geliehene Sehnsüchte verschleudert; “Schleudern Sie ihr Leben heute, die Rechnung kommt erst in einem Jahr. - Unter Garantie!”. Diese Träume werden übrigens auch mit weit geschlossenen Augen geträumt. Und mit Öffnen der Augen sieht mensch nur das Elend um so stärker; also denken viele: Augen zu und durch!

M(oney) f(or) G(od) meint ChD
(...wäre aber keine gute Auflösung dieses Traumas).

Sag Du doch einmal: Warum meinst Du, dass ich damals die falschen Schleifen gezogen habe? - So an die 7 % von meinem Ego kennst Du ja jetzt bereits.

Nachtrag: “Für den einen ist es Klopapier, für den anderen das vielleicht längste Taschentuch der Welt.”, dachte Strelitz und freute sich, dass er wieder einmal an einem stillen Ort einen wirklich philosophischen Moment gehabt hatte.

Sonntag, 16. Juli 2000 @ 22:01:29

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Zeit zum Schreiben

Hallo Charly,

wie mich Deine Zeilen gefreut haben, das kann ich Dir gar nicht mit Worten beschreiben (aber anders geht es ja nun wirklich nicht?!). Zurück von Leipzig nach Hause zu kommen und gleich „Post“ zu haben, das war schööön!

Ich werde mich jetzt darin versuchen, meinen seit Donnerstag angestauten Gehirnsalat in hoffentlich lesbare und verständliche Sätze zu „verschriftlichen“. Zuerst möchte ich Dir nochmals für die wirkungsvolle anti-melancholische Mail vom Freitag danken, sie hat mich zum Lachen gebracht und mir damit wahrscheinlich sogar den Kopf für einen Lösungsansatz freigeräumt. Meine dunkelbunte, innere Verfassung hatte ihre tatsächliche Ursache in einem, im wahrsten Sinne des Wortes, furchtbaren Arbeitsproblem - vielleicht erzähle ich Dir irgendwann mal davon. Jetzt sehe ich etwas „Licht am Ende des Tunnels“ und befinde mich mitten im Kampf für eines meiner Kreuzberger Kinder. Damit geht es mir wieder besser, für mich ist nichts quälender, als der Gedanke nichts tun zu können. Übrigens kannte ich den hinreißenden Tucholsky- „Taschenkaländer“ noch nicht - ich bin begeistert.

Ob nun Gedankenlesen zu Deinen Gaben gehört oder nicht, Du hast mich mit Deiner Frage nach literarischen Ambitionen ziemlich verwirrt, sie zwang mich dazu, in mich hineinzuhören und das Ergebnis hieß „Ja, warum eigentlich nicht!. (Daß Du nicht Gott bist, hatte ich mir schon beinahe gedacht, Du wärest sonst nicht Charly. Charly zu sein heißt: nicht Gott sein - Verzeihung, Meister Dali!) Aber, daß Du so mächtige Freunde hast: Respekt!

Doch ernsthaft: Auch ich danke Dir für das Telefonat, das mir so wichtig war. Auf jeden Fall lächle ich heftig, wenn ich daran denke. Über Deine Aufforderung an mich, darüber nachzudenken, warum ich als freie Kommunikationsexertin mich in dieses Schulprojekt „einzubinden“ (dies war der beste Ausdruck, den jemand dafür finden konnte. - Danke auch hierfür!), mußte ich länger nach- denken, und der Prozeß ist noch nicht abgeschlossen, ich werde an dieser Stelle damit „laut“ beginnen: Eigentlich habe ich den Entschluß quasi über Nacht gefaßt. Ich habe vorher in einem idyllischen Wohlstandsviertel am Rande Friedrichhagens gearbeitet, einem Quartier, von dem Besucher immer meinten, es wäre eher ein Kurort, weil: mitten im Grünen, in Müggelsee-Nähe, mit einem riesigem Park.

Trotzdem empfand ich meine Arbeit, also Menschen dabei zu helfen zu kommunizieren, zunehmend als Qual, so sehr, daß ich darüber nachdachte, ernsthaft aus diesem Job auszusteigen. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, es war mir zu eng, zu langweilig, es war alles nur noch alltäglich, immer gleich. Ich hörte dann zufällig von dem Schulprojekt im Westteil der Stadt, für das Mitarbeiter gesucht wurden und ich bewarb ich als Kommunikationsexpertin. Das Projekt hatte zwar einen dämlichen Namen und ist Teil der versuchten Grundschulreform 2000, aber egal. An der Schule aber herrschte die freundliche Atmosphäre eines Teams. Ich besorgte mir die Ausschreibung, vereinbarte einen Termin mit der Schulleiterin und nach diesem wußte ich: Entweder hier oder gar nicht.

Du siehst: Wenn ich etwas will, kann ich auch ziemlich eisenhart sein! In meinen letzten Arbeitswochen hörte ich immer wieder von meinen Kollegen bei COMMUNICATO, das war damals meine Firma: „Wo willst Du hingehen - nach Kreuzberg? Du ist aber mutig!“ (Mit einem Gesichtsausdruck, der ahnen ließ, daß sie annahmen, ich sei total verrückt!) - Mein Mann konnte mich anfangs auch begreifen, obwohl er mich sehr unterstützte - was ihn übrigens auszeichnet. Allerdings gab es auch einige Kollegen, die sagten mir: „Das ist richtig, sie passen nicht hierher. Dort können sie viel mehr leisten.“

Als freie Mitarbeiterin („Schulsozialarbeiterin“) an meiner Kreuzberger Schule war es für mich notwendig, mich selbständig zu machen, was ich unter dem Firmennamen U-MA tat. Aber, Du weißt: Ich brauche immer neue Herausforderungen, die mich wirklich fordern und mich vielleicht ein bißchen an meine Grenzen treiben. Ich brauche Weite. ( Ist schwer zu beschreiben, aber hängt zusammen mit weitem Denken, weiten Handlungsspielräumen!) Und jetzt, auch mit Deiner Nach- Denk- Hilfe: Ja, es hat auch was mit Synergie zu tun und mit den „Mauern in den Köpfen“! In meiner Schule und in dem Projekt ist U-MA inzwischen ein bißchen zu einem „Markennamen“ geworden, ob es mal zu Höherem, Schnelleren, Weiteren reicht, ist offen.

Ich bin vorher überhaupt noch nie auf die Idee gekommen, Liedertexte zu schreiben, aer Schreiben liebe ich (tatsächlich), aber dieser Gedanke ist absolut neu für mich und ich brauchte wohl „Mentoring“. Aber vielleicht - ich kann`s ja mal probieren, schließlich „outete“ ich gerade meine Sucht nach Herausforderungen! Meine Selbstzweifel in diesem Sinne sind eher groß, ich leide unter heftigem Perfektionszwang und mir gelang es bisher nicht, einfach Paulas Rat zu folgen. (Paula ist Isabell Allendes Tochter, die ihrer Mutter riet: Fang einfach an und schreibe ein schlechtes Buch, du wirst dann schon sehen!)

Mein Lieber: Du bringst mich auf ganz schön verrückte Ideen!

Grüße von Uschi mit einem leichtem Zu- Sammen- Durch- Einander- Kopf

Samstag, 15. Juli 2000 @ 12:23:57

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Zu Sammen Durch Einander

Hallo U.,

aha, Du bist also in „Klein-Paris“ (wobei ich geneigt bin zu glauben, dass JWG „klaa“ statt „klein“ gesagt hat; erstens sprach er im Alltagsleben meist hessischen Dialiekt -frankforterisch- und zweitens heisst ein Stadtteil von FFM auch heute noch im Volksmund „Klaa-Paris“).

Sich (persönllich) nicht zu treffen ist bei den nahezu identischen Weltansichtsbahnen unserer beiden Lebens-Schleifen nahezu ünmöglich; virtuell tun wir es ja schon längst. - Schade, dass es Ende August nicht klappt, denn dann hättest Du vielleicht auch ‘mal meine Frau kennen lernen können, die mir auf solchen Reisen immer folgt.

Doch jetzt zurück zum Kern unserer letzten Schreiben:
In der Tat, Das ‘Pendel’ ist ein großartiger Roman - aber eben „...nur Fiktion. Die Wirklichkeit wird wesentlich weiter gehn.“ - Deshalb war ich mir nicht sicher, wie Du auf GEB reagieren wirst. Ich fragte mich, ob Dir wissenschaftliche Bücher überhaupt habe gehen können. Um so mehr freut es mich, dass ich Dich touchiert habe.

Meine Frau z. B. konnte mit GEB überhaupt nichts anfangen: Unlesbar!, sagte sie. (Um bei Eco zu bleiben...) ... Das hatte sie zwar auch über „Der Name der Rose“ gesagt, aber der Film hat ihr dann doch gefallen. Verstehe mich nicht falsch: Meine Frau kann ich gar nicht kritisieren, denn sie ist das Beste, was mir im Leben passiert ist. Sicher in ihren Entscheidungen und Empfehlungen, nett, ehrlich, loyal, witzig, eine gute, fast immer treue Seele - und sie lässt mich bei meiner Arbeit und meinen, fortschreitenden Gedanken in Ruhe alleine schalten und walten, jedenfalls solange ich es zeitlich nicht übertreibe. - In so fern war mein Quer-Denk-Verweis zu Christiane Goethe nicht ohne Hintergedanken; Parallelen entpuppen sich beim näheren Hinschauen oft als Schienen der Moebiusbahn.

Deine darauf folgenden Interpretationen über Rehe im Allgemeinen und Besonderen sowie deren Ansprüche werden von meiner Seite weder dementiert noch bestätigt. Allgemein (und zu ähnlichen Seinsfragen wie JWG) äußert sich dazu Peter Panter in der ersten Strophe eines Gedichtes, aus de ich mal einen Song machte, dessen Schlusssequenz Du bereits kennst: „In stiller Nacht in monogamen Betten, denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt. Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten, was uns, weil es nicht da ist leise quält. Du präparierst dir im Gedankengange das, was du willst - und nacher kriegst du’s nie. --- Man möchte immer eine große lange und dann bekommt man eine kleine Dicke. Ssälawih!!!“

Die oft zitierte Reh-Maus erinnert mich daran, daß ich Gott demnächst noch ‘mal fragen muß, ob er sich schon über Deine Bemerkung Gedanken gemacht hat, die ich ihn neulich vortrug, als ich ihm von Mädchen mit furchtbar guten Noten berichtete, die trotzdem nicht einen der überaus raren Plätze an den Erweiterten Oberschulen, siehe auch Gymnasium mit anderen Mitteln, bekamen. Aber es gab ja Umwege.

Meine Liebe: Neben der Tatsache, dass Du mir am Telefon Dein Leben beschrieben hast, gefällt mir vor allem Wortwahl, Satzbau und Stimme! - Warum schreibst Du keine Liedertexte und singst sie gleich noch dazu? Und wenn Du nicht singen kannst: Die passenden Interpreten könnte ich wohl finden. Jedenfalls: Danke für das Telefonat, Du hast mir gute Tipps für meinen Fernsehauftritt gegeben.

M(ir) f(iel’s) G(erade) eben so ein, das mußte aber auch mal gesagt werden aus dem fernen Jena:

Dein ChD

Samstag, 15. Juli 2000 @ 15:41:57

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Pauselang

Hallo Charly,

„Schiu“ ist nicht so richtig das Pseudonym, das ich mir aussuchen würde, sollte ich mal ein`s brauchen. Aber da siehst Du, wie das so ist, wenn die Zeit in der Seifenblase vorne und hinten nicht reicht. Ich mußte unser „beinahe“ Gespräch gestern leider abbrechen, ich war mit ein paar Freundinnen verabredet, letzteres nicht leider, es war sehr unterhaltsam, nur die Nacht war entschieden zu kurz, um heute morgen um 5.00 Uhr ausgeschlafen zu sein. Doch das vorläufige Ende des Weckers, zumindest für lange Ferien ist schon in Sichtweite!

Die spannenden Fragen, mit denen Du mich gestern getroffen hast, schwirren alle ungeordnet in meinem Kopf herum, ich versuche System hineinzubringen und Du wirst bis Montag auf das Ergebnis warten müssen. Diesmal werde nicht ich die Ursache für Störungen des Wohlbefindens des Servers der Stadt Jena sein. Du wirst auf Wochenendmails, die sowieso erst montags ankommen, verzichten müssen, ich leider auch. Wir fahren zwei Tage in eine Stadt, von der unser Herr Geheimer Rat sagt: „Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“

Aber das wird nur der Anfang sein: Ich bin in den ersten beiden Augustwochen mit Familie und Freunden in Dänemark. Dann schweigen also die Server wochenlang. Danach erst können wir uns wieder mit der Suche nach dem tieferen Sinn beschäftigen. ( Ob nun Körbe oder Eindrücke, auf jeden Fall wartet am Ende ein großer Korb E- mails auf mich ... hoffentlich ... was ja auch nicht ohne einer Freude tieferen Sinn ist!)

Schönes Wochenende,
bis spätestens Montag
von Uschi - schon fast auf der Autobahn

Freitag, 14. Juli 2000 @ 19:21:37

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Der Mensch spinnt an, der Zufall webt

„Ich gucke einmal, ich gucke zweimal – Ich denk: Nanu, da hat doch einer dran gedreht . . . ?“ (Tucholsky)

Hallo Schiu,

malmanch hat der Verfaser wenig Zeit vier klassische Krimilanistenfragen zu stehlen um die Feller im Text zu suchen. Soho auch gestrern. Meile Niebe, ich denke taz wir uns trotz dem verstehn.

Alts ausgleich würte itch (wenn ich Gott wäre) #Schnitt# Dir gerne einmal eine Seite aus der Bibel zumailen, die ich selbst geschrieben habe. Geht aber leider nicht. Dafür ist es immer eine Herausforderung, zu erkunden, was Du schon kennst (z. B. Tucholsky), zu erahnen, was Du 'dort' schon kennst (z. B. von Tucholsky) und letzt-Endlich etwas zu finden (z. B. von Tucholsky), was Deine Nerven akupunktorisch effektiv treffen könnte, da Du es noch nicht kennst, denn ... nichts ist öder als ein erkannter Witz. - Außerdem hatte ich Dir ja bereits früher geschrieben, dass manche Menschen - wenn schon, denn schon - den Posten als ‘Chef von Gott’ bevorzugen würden. Vielleicht gehöre ich ja dazu.

In diesem Sinne habe ich wieder etwas gelernt: "Wer schnell schreibt, schreibt schnell Fehler." - Schwierig, schwierig! Wenn ich's mir so bedenke, dann fällt mir dazu (aber nicht nur dazu) ein Fragment von Peter Panter ein ('Kaiserzeiten' habe ich eigenmächtig in 'Wendezeiten' geändert'): "Man möchte eine helle Pfeife kaufen und kauft die dunkle - andere sind nicht da. Man möchte jeden Morgen dauerlaufen und tut es nicht. Beihnah... beinah... . Wir dachten in den Wendezeiten an eine Republik ... und nun ist die. Man möchte immer eine große lange und dann bekommt man eine kleine Dicke. Ssälawih!!!

Einen schönen Tag in Berlin-Friedrichshagen wünscht Dir

ChD

Freitag, 14. Juli 2000 @ 15:11:12

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Labyrinth ( ALLES oder Schatten)

Hallo Charly,

an meinen fortschreitenden Gedanken werde ich Dich teilhaben lassen und dieses sozusagen augenblicklich - ohne Augen-Blick:

Unser abwechselndes Outing ist wirklich spannend und erinnert mich immer öfter an so kleine Sätze, die als Vor- oder Nach-Text Filme oder Bücher begleiten:

„Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt!“, aber möglich. Wer hat Dir gesagt, daß ich Abitur hätte? Das klassische Studium war mir wegen des fehlenden Abiturs jedenfalls versperrt - ich habe an einer Fachschule studiert, das galt in der DDR auch als Studium und wird von meinem jetzigen „obersten Dienstherren“ entgegenkommenderweise (wie war das doch mit den Mauern?) als gleichwertig in meinem Job anerkannt, selbstverständlich erst nachdem ich eine entsprechende Fortbildung absolviert hatte. (Gegen die zusätzliche Bildung hatte ich ja gar nichts, aber ‘fort’?) Da das „Nicht?“-Studium aber auch den von Dir erwähnten Geschichten entsprach, die frau erzählen könnte, vermisse ich nichts.

Mein fehlendes Abitur könnte mich gut als „Opfer- Darsteller“ auftreten lassen. Über die Umwege, die mir so beschert wurden, bin ich nicht unglücklich - Umwege bilden ebenfalls fort). „Opfer“, wie mir gerade auffällt, sogar in zweifacher Hinsicht, politisch-gesellschaftlich und patriarchalisch-gesellschaftlich!? Als Mädchen mit „furchtbar guten Noten“ hatte ich keine Chance gegen die Übermacht von 4 Jungen, die verkündet hatten, ‘Offizier der Nationalen Volksarmee’ zu werden - bei den überaus raren Plätzen an den Erweiterten Oberschulen, siehe auch Gymnasium mit anderen Mitteln, aber es gab ja Umwege. (Und wer weiß, was mir erspart geblieben ist - ich wollte unbedingt Germanistik studieren, in Anbetracht der ausgeprägten Gegenwarts-Sprach-Kultur eh eine brotlose Kunst!)

In der von Dir geschilderten Szene habe ich das wahre Leben deutlich wiedergefunden und auch die Situationen, in denen ich nach dem Löffel und der Schlagsahne suche - meist gewinnt meine gute(?) Erziehung. Deine Umwertung meiner Umwertung ist nicht nur ein Treffer, sondern ein Punktsieg! Aber weißt Du, ein bißchen, nicht allzu viel, aber ein bißchen Illusionen braucht mensch, sonst wäre das Leben ein wenig ärmer!

M(it) f(aszinierten) G(rüßen)
Uschi

Donnerstag, 13. Juli 2000 @ 10:06:16

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Das hatte ich mir doch gedacht

„Ein guter Autor ist ein Minenleger: Er befindet sich schon in anderen Gewässern, wenn die Minen hochgehen.“ (Ernst Jünger)

U.,

um Deinen Gedanken zum Abschied weiterzuführen, denke ich: Abschied muss man können. Was nutzt es, wenn man etwas macht, was man nicht kann. Klar, manche Menschen würden jetzt sagen: Dann muss man halt üben, wenn man es nicht kann. - Dir brauche ich nicht zu sagen, wo hier der Denkfehler zu meinem Denkansatz liegt.

Du hast mir in einem Nebensatz mitgeteilt, daß Du mal studiert hast, zuende studiert hast. Zeit für ein weiteres Outing meinerseits: Nein, ich habe nie zuende studiert. Durch unglückliche Lebensumstände konnte ich das nicht ... meine größten Erfolge schaffte ich auch so. Trotzdem bedauere ich es, nicht zuende studiert zu haben; was mann da so für Geschichten hört. - Aber zurück zum Thema ‘Mauern in den Köpfen’.

Manchmal passiert mir folgende Szene (Ausgangspunkte):

Ich habe eine tolle Platte gemacht / bekomme einen Preis verliehen / habe ein unglaubliches Interview geführt etc. - Mein Gegenüber (Intellektueller/Minister/Professor etc.) sagt: „...Sie waren das doch, der auf Lehramt studiert hat, mein Lieber, wo haben sie denn studiert? Im Westen? Sie kommen doch nicht von hier?...“ Ich entgegne: „Leider nein. Sie meinen bestimmt Heinz Rudolf Kunze. Der trägt auch eine Brille und ist tatsächlich Lehrer. Ich aber habe niemals zuende studiert.“ Er/sie: „Aber auf Lehramt haben sie doch studiert? - Ich (bin geneigt mit Strelitz zu sagen, dass ich dicker geworden bin) erleichtere dem Gegenüber aber den Smal-Talk und sage: „Ich war einige Jahre auf einer Hochschule für Gestaltung und bin...“; weiter komme ich nicht, da der Gegenüber erfreut sagt: „Ja dann. Sehn sie, das hatte ich mir doch gedacht.“ - Hier fehlt als Nachsatz nur noch Deine Radio-Entdeckung aus Berlin: „...einfache Leute müssen ja ooch ma loofen jehn!“

Lass uns eine Deiner Reh/Maus-Kenntnisse umdrehen, um zu prüfen, ob sie richtig ist oder latent ‘mauerbaufreundlich’:

Du behauptest „Die Umwertung der Werte wird durch Wessis von Ossis gefordert, wobei erstere nicht bedenken, daß ihnen ähnliches abverlangt wird - die Zeit hat sich für alle verändert! Ossis sind kaum dazu imstande, ihre Werte umzuwerten, weil sie sich ihrer und ihres eigenen Lebens nicht mehr als Wert bewußt sind!“ - Meine Liebe, das klingt ja ganz nach der goettlichen Gabriele. Krause Haare bekomme ich noch, wenn ich daran denke.

Ich stelle um: „Die Umwertung der Werte wird durch Ossis von Wessies gefordert, wobei erstere nicht bedenken, dass ihnen ähnliches abverlangt wird - die Zeit hat sich für alle verändert! Wessies sind kaum dazu imstande, ihre Werte umzuwerten, weil sie sich ihrer und ihres eigenen Lebens nicht mehr als Wert bewußt sind!“

Ich analysiere oft meine Gedanken auf diese Weise um sie einmal aus einer anderen Warte aus anzuschauen.

Meine ‘Einführung in das Leben JWGs für junge Leute’ hatte ich schon früher (für’s Radio) gemacht im Sinne von Benjamin Brittens „young persons guide to classical music“. Leider werde auch ich nicht jünger, obwohl ich neulich einen fatalen Fehler gemacht habe, als ich dachte, ich wäre jetzt schon älter als Tucholsky war, bei seinem Tod. Da ich jünger bin als J. K. und er noch nicht so alt ist, wie Kurt an seinem Todestag, bin ich doch eigentlich „...noch gar nicht so alt, wie ich immer gedacht habe...“ (heisse aber nach wie vor nicht Herr Wendriner).

Übrigens bin ich auch bald wieder im TV. Ende Juli gibt es in Leipzig die Sendung "DEUTSCH - DEUTSCHER - DIALOG" mit Manfred Geißler und Bernd Wagenbach und da gehen wir diesen Fragen "mit Gästen aus Ost und West" nach, wie es so schön heißt. Mit dabei ist mein Freund Lacky und Klaus Bergmann, der Sänger und Autor. Wenn Du willst, laß ich Dir den genauen Termin durchgeben.

M(ach Dir weiter) f(ortschreitende) G(edanken)

ChD

Mittwoch, 12. Juli 2000 @ 18:29:25

Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Depesche an ChD

Hallo mein Lieber,

da Du Frau Steineckert schon in (be)treffender Weise erwähntest, hier eines ihrer Gedichte, für mich das Schönste und Wichtigste. (Mit Hilfe dieses Textes konnte ich vor 11 Jahren Abschied von meinem ersten Mann nehmen.)

„Als ich fortging, war die Straße steil / kehr wieder um / red ihr aus um jeden Preis / was sie weiß / Als ich fortging, war der Asphalt heiß / kehr wieder um / nimm an ihrem Kummer teil / mach sie heil / Als ich fortging, warn die Arme leer / kehr wieder um / machs ihr leichter, einmal mehr / nicht so schwer / Als ich fortging, kam ein Wind so wach / warf mich nicht um / unter ihrem Tränendach / war ich schwach / Nichts ist von Dauer / was keiner recht will / auch die Trauer wird dann sein / schwach und still.“

Natürlich hat meine Textwahl einen tieferen Grund als nur meine Vorliebe für dieses Gedicht. Er ist ein Musterbeispiel für poetische Vielschichtigkeit. Auf den 1. Leseblick paßt er mit der Schilderung einer zu Ende gegangenen Liebe gut zu Deiner Kästner- Auswahl. Doch der Text hat einen wahrhaft doppelten Boden. Er erzählt auch von einer anderen beendeten Liebe - dazu muß man wissen, daß er im Sommer 1989 entstand. Er wurde übrigens von der damaligen DDR- Band „Karussel“ sehr poetisch vertont und von klugen Menschen quasi ‘hoch und
runter’ ( Endlos- Schleife?) im Jugendradio gesendet.

In meinen ersten Leseminuten im GEB auf Achilles und sein Schildkröte zu treffen, berührt mich außerordentlich merkwürdig. Liegt das vielleicht daran, daß ich nicht nur ChDs Musik liebe ( rein platonisch bemerkt) , sondern auch Bach. Augenblicklich hat sich in meinem Gehirn eine seltsame Schleife zu einem Knäuel verwirrt und ich überlege, an welchem Band ich ziehen könnte, um die Verwirrung zu lösen. Das Knäuel besteht aus lauter „...nicht der Rede werten...“ und „...sich selbst verschluckenden“ Mengen und erinnert mich an die Tatsache, daß ich zu dieser intellektuellen Höchstleistungs-Mathematik schon als Studentin ein eher gespaltenes Verhältnis hatte. Doch geht vom Lesen -Denken- dieses Buches eine eigenartige Faszination aus, die mich zwingt, „todesmutig“ (Absturzgefahr?!) weiter in die Welt der seltsamen Schleifen einzutauchen. (Sollten die Mengen über mir zusammenbrechen, oder ich unter ihnen, könntest Du mich ja vielleicht an einem Moebius-Band wieder in das Erdgeschoß ziehen - dann wäre ich in einer Schleife an den Ausgangspunkt zurück gelangt und würde von vorn versuchen, mit GEB - und Charly - ein Stück treppauf zu gehen.)

(Oh Gott, Radio bildet doch, gehört eigentlich nicht zum aktuellen Thema oder?! In mein Unterbewußtsein drang gerade ein Splitter wahren Berliner-Rundfunk-Lebens; Berliner-BürgerIn-Beteiligung am Radio-Telefon: „...einfache Leute müssen ooch ma loofen jehn!“ Genau! )

Womit ich dann wieder bei GEB ankomme und zwar bei den Eigenschaften, die lt. Hofstadter wesentliche Voraussetzungen für Intelligenz sind. Die führen mich unweigerlich in`s Leben, zum Wochenthema und zum Versuch „...die Verblödung in der Breitenausdehnung...“ zu begrenzen. Eine G-Kenntnis über ‘Mauern in den Köpfen“: Die von Nietzsche angeregte Umwertung der Werte wird durch „Wessis“ von „Ossis“ gefordert, wobei erstere nicht bedenken, daß ihnen ähnliches abverlangt wird - die Zeit hat sich für alle verändert! „Ossis“ sind kaum dazu imstande, ihre Werte umzuwerten,weil sie sich ihrer und ihres eigenen Lebens nicht mehr als Wert bewußt sind! (Verzeih die Verallgemeinerung - wir gehören zu denen, die als Ausnahmen die G- Kenntnis bestätigen!)

Du hast natürlich recht, auch die Religionen haben die Kunst wesentlich beeinflußt. Ich meinte bei der Auswahl dieser Sentenz nur die Verbindung zu Nietzsches Abkehr vom Jenseits, weniger die wortgetreue Bedeutung, die bei Nietzsche ohnehin nicht einfach zu finden ist.

Synergy als eine Deiner Schwächen betrachte ich als Stärke, wir sind uns offensichtlci nicht nur eklektisch ähnlich. - Eine meiner Neigungen ist die Psychologie. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit Synergy als der höchsten möglichen Stufe menschlicher Kommunikation. Der Mangel an synergistischer Kommunikation ist die Ursache für viele Probleme, u. a. auch für ‘Mauern in den Köpfen’.

Die Essenz von Synergy in der Kommunikation ist es, die mentalen, emotionalen und psychologischen Unterschiede zwischen Menschen zu würdigen. Davon ausgehend, daß jeder Mensch - auch Du und ich - die Welt nicht so sieht, wie sie wirklich ist, sondern so wie ER/Sie ist, könnte mensch in der Lage sein, diese Unterschiede als Ergänzung für das eigene Wissen zu betrachten. „Wenn wir ganz unseren eigenen Erfahrungen überlassen sind leiden wir beständig an Datenmangel.“

Damit bin ich in Jena und bei Goethe:
Deine Einführung in das Leben JWGs für junge Leute habe ich mit Interesse und Freude gelesen, obwohl ich vieles davon weiß - die Notwendigkeit des Abrisses der Stadtmauer war neu für mich - und obwohl ich mich durchaus meist jünger fühle als ich bin, aber rein alterstechnisch schon zu denen gehöre, die langsam begreifen, daß sie älter werden (frei nach Wrobel).

Ich kann mir gut vorstellen, warum es Dich nach Jena gezogen hat. Abgesehen von der Macht der Synergy ist Jena eine interessante Stadt in einer traumhaft schönen Landschaft mit wundervollen Kultur- Stä(d)tten rund herum, angefangen von Naumburg über Weimar bis Eisenach, oder z. B. das wunderhübsche, versteckte Dornburg. Du merkst, ich kenne die Gegend - bevor mich meine Eltern nach Berlin verschleppten, wohnten wir einige Jahre in Dessau. Mehrere Thüringen- Urlaube haben das ihrige getan.

M(it) ( er)f(reuten) ( Dankeschön)G(rüßen)
von Uschi

Heute war eine Radioserie bei mir im Briefkasten und ich werde mir damit einen schönen Abend gestalten!

Dienstag, 11. Juli 2000 @ 11:41:16

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Schneller, höher, weiter!

Hallo meine Liebe,

so, jetzt habe ich wieder Zeit für Dich ... und ich was sehe ich? Es ist exakt einen Monat her, daß wir den ersten Mail-Kontakt hatten. Ich finde, das hat sich ja alles sehr rasant entwickelt und momentan gehst Du beim Treppensteigen gleich zwei Stufen auf einmal; ich komme kaum noch hinterher...

...nicht so schnell meine Liebe (Liebe = rein bemerkenswert gemeint. Tucholsky und Weltbühne-Herr-Ausgeber Jacobsen haben es sich in fast jedem ihrer zahllosen Briefe und Postkarten an den Kopf geworfen: ‘Mein Lieber!’ hier und entrüstet: ‘Mein lieber Freund!’ da, und so weiter). Also nochmal:

...nicht so schnell meine Liebe. Jetzt kommen gleich mehrere Paradoxen: Obwohl Du das bestellte Buch eigentlich gar nicht mehr brauchst, brauchst Du es trotzdem um so mehr. Ich hatte es Dir nicht gesagt: Die Schleife von Achilles und der Schildkröte ist de facto die Basis des Buches und beide Gestalten ziehen in Hofstadters Beispielen durch Wissenschaft und Musik und manchmal auch auf das Oktoberfest.

Was erzählst Du das von ‘Unkenntnis über das Moebius-Band’? Du kennst es in Wirklichkeit schon lange. - Intention für das Prinzip ist die Basis für das, was Nach-Denken kommt. --- Willkommen also im 2. Stock!

Zum Katalogisieren:

Die Deutschen - und leider so gut wie NUR die Deutschen - sind KATEGORISCHE Einsortierer. Ebenso fest wie Sauber- und Gründlichkeit ist das ‘Sag mir, was du macht und ich sage dir wer du bist!’-Prinzip im Deutschen verwurzelt. Hinzu kommt der Erklärungsnotstand. Während der Britanne sagt: „Thats life“ (im Deutschen mit: „Was soll’s? - Es ist halt so.“ zu übersetzen) sagt der/die Deutsche: „Es ist halt so, aber...“ und fängt an zu erklären warum. --- Der Grieche, das hängt wohl mit der philosophischen Tradition zusammen, sagt dagegen: „Es ist so? - Warum?“. Und das führt mich wieder vordergründig zu Nietzsche, hintergründig zu Deinen Deutschlehrern, tiefgründig zu Goethe, grundsätzlich zur Poesie und im weitesten Sinne nach Jena (...diesmal muss ich aber nachschlagen!).

Nietzsche schreibt in „Menschliches, Alllzumenschliches“: „Abgesehen von der Zeit, wo Schiller ihn aus der enthaltsamen Scheu vor der Poesie, aus der Furcht vor allem literarischen Wesen und Handwerk hinaustrieb, erscheint Goethe wie ein Grieche, der hier und da eine Geliebte besucht, mit dem Zweifel, ob es eine Göttin sei.“

Zum Gespräch während des „Personalkarussels“:

Das ist auch so etwas grunddeutsches; man/frau redet frei vom Herzen weg, stellt plötzlich fest, dass er/sie sich total versprochen hat und sagt dann: „Das war doch nicht so gemeint.“. Noch besser kommt an: „Anwesende natürlich ausgenommen.“ oder als mehr-schichtige Variation 1: „Ich meine jetzt nicht dich, ABER...“ und 2: „Ich meine jetzt nicht dich, aber GIB DOCH MAL SELBST ZU, dass...“.

Zum latenten Ausländerhass:
Ich kann Dir nur zustimmen, dass die Welt der Ausländer ebensowenig schwarz-weiß wie die unsere ist. Um bei schwarz-weis zu bleiben. Mir tut es weh, dass z. B. ein Teil der dunkelhäutige Ausländer mit Drogen handelt und ich denke nicht, dass sie es überwiegend deswegen tun, weil sie auch ein bisschen Lebensglück haben wollen; aber darum soll es jetzt nicht gehen. Daraus machen dumme Menschen dann das Vorurteil: ‘Alle Schwarzen/Neger sind Drogenhändler...’; Nebensatz: ‘...obwohl sie doch als Asylanten von unserem Staat genug Geld bekommen.’.

Drogenhandel als Synonym der Hautfarbe! - Das ist es. - Das ist der typisch (und nicht nur ost-)deutsche Rassismus. - Dass Drogenhandel eine Frage der Kriminalität und nicht der Hautfarbe ist, interessiert offensichtlich die wenigsten. Hier arbeite ich mit Beispielen. Ich erzähle von dem Schwarzen, dessen Auto von einem Polen gestohlen wurde und der jetzt anderen Schwarzen erzählt: „Alle Weißen sind Autodiebe.“ --- Das reicht... (...leider oft nur für den Moment.)

Letztes Mal versprach ich Dir ein Gedicht von Kästner und das geht so:

„Als sie sich acht Jahre kannten / (und man darf sagen: sie kannten sich gut), / kam ihre Liebe plötzlich abhanden. / Wie anderen Leutenein Stock oder Hut. # Sie waren traurig, betrugen sich heiter, / versuchten Küsse, als ob nichts sei, / und sahen sich an und wussten nicht weiter. / Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei. # Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken. / Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier / und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken. / Nebenan übte ein Mensch Klavier. # Sie gingen ins kleinste Cafe am Ort / und rührten in ihren Tassen. / Am Abend sassen sie immer noch dort. / Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort / und konnten es beide nicht fassen.“

Ja, ja, wenn bloß nicht immer „... mittendrin das dumme Herz“ wäre, wie Frau Steineckert mal geschrieben hatte.

Zu Deiner Beschreibung von Situationen, in denen Du das dringende Bedürfnis verspürst, mit dem Löffel in die Schlagsahne zu hauen oder vielleicht einfach davonzudüsen gibt es eine Erkenntnis für Dich: Oft passiert es, dass man/frau einfach nur noch nur noch weg will. Raus und Aus! - Wenn man da die Kurve kriegt und eine Schleife dreht und zurückkehrt (z. B. wie ein sanfter, nicht verletzlicher Boomerang), dann geht oft alles andere wie von selbst.

In diesem Sinne sollten wir unsere Runden drehen und immer wieder zurückfinden. Oder wie sagte es einmal Arthur C. Clarke: „Das, meine Damen und Herren, ist aber wie sie sich denken können nur Fiktion. Die Wirklichkeit wird wesentlich weiter gehn.“

M(anche) f(inden das) G(rossartig)

ChD