Dienstag, 1. September 2009

Mittwoch, 23. August 2000 @ 12:14:09

Von: ursula-maus@tkun.de
An: kulturecho@aol.com
Betreff: Nachtragende Koffer- Lesesucht!

Hallo Charly,

endlich habe ich die Gelegenheit, Dir wieder mehr als nur ein paar Sätze zu schreiben und ich nutze sie sofort. (Sollte alles, was ich heute schreibe, etwas unsortiert sein, betrachte es mit Nachsicht - in meinem Kopf fährt einiges Achterbahn!)

Die längsten zwei Wochen meines bisherigen Lebens - genau 342 Stunden -überstanden zu haben, löst leichte Euphorieerscheinungen aus. Wie ich gestern schon schrieb, es war Hochleistungsdisziplin.

Mein " Energiebündel" war am Donnerstagabend vollständig leer, erst am Freitag fand mit jedem Kilometer ein leichtes Auftanken statt. Der Energie-Kick, den viele Mails am Freitagabend auslösten, kam genau im richtigen Moment. Mein Alter Ego weiß gut, was sein Alter Ego braucht!

Du kannst zufrieden sein mit mir, bis auf einige unwesentliche und eine wesentliche Kleinigkeit( en) habe ich mein von Dir schon zitiertes Versprechen gehalten. Aber halt: Was die wesentliche Kleinigkeit betraf, habe ich Dir ja nichts versprochen, sondern meinen Einspruch angemeldet. Doch dazu und zu vielem anderen kannst Du meine Briefe lesen - wahrscheinlich. Noch bin ich mir
nicht sicher, ob sie Dir im " Urzustand" übergeben werden oder mehr oder weniger redigiert. In Deinen Mails habe ich neben, in und mit viel schöner Literatur auch " den wahren Charly/Karl" gefunden, in meinen Briefen ist fast ausschließlich Uschi drin. Wenn Du so tief in meiner Seele lesen willst, mußt Du mir schon noch ein Stück entgegenkommen, ( im übertragenen Sinne gemeint, aber auch wörtlich genommen vorstellbar).

Brennend interessierend:
Wie hat mein Alter Ego das Schweigen der Server er- und überlebt?
Wie fühlst Du Dich, mich, uns?
Wie geht es der Disziplin?
Hast Du die Geschichte von der Kosmonautin und dem Astronauten so real gemeint, wie ich sie mir geträumt habe oder " nur" literarisch?
Ich muß das wissen, sonst werden meine Briefe streng zensiert - von mir selbst!

Außer diesen Fragen und mehreren hundert anderen habe ich auch noch ein Statement für Dich:
Jeden Morgen, zwischen 6.00 und 7.00 Uhr, habe ich in Dänemark einen Brief für/an Dich geschrieben, genau 12, nur am Anreise- Samstag und am Abreisetag hatte ich keine Möglichkeit dazu.

Den letzten Urlaubsbericht ergänze ich erst jetzt - über den Inhalt bestimmst Du wesentlich mit, denn dieser Tag hat mich den ganzen kleinen Energie- Rest gekostet, den ich noch hatte.
Nach so viel Disziplin möchte ich jetzt ein bißchen weniger Disziplin LESEN! --- ICH BIN NICHT VERZWEIFELT, ICH BIN VOLLER HOFFNUNG.

Deine Special- Mischung der Berliner Nachrichten ist amüsant und zugleich erschreckend - da fällt mir nur noch der Versuch ein, " die Verblödung in ihrer Breitenausdehnung zu begrenzen" - mensch könnte glatt verzweifeln und sie spielen wieder Krieg.

Mit immer noch etwas erschöpften Energiereserven
sende ich Dir einen Teil davon nach Jena!

Uschi

P.S. Ich habe Dir einen "Sandormen" gekauft und werde ihn Dir so bald als möglichzukomen lassen.

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