Dienstag, 1. September 2009

Freitag, 4. August 2000 @ 13:52:41

Von: charts@charlydavidson.com
An: kulturecho@aol.com
Betreff: Unvergessener Vortrag

Liebe U.,

heute hast Du das grosse Glück, daß ich Dir spontan und schnell antworten kann; in wenigen Minuten bin ich wieder in meinen Tagesablauf eingebunden mit Terminen und Dingen die unvergesslich sind, denn es wäre unverzeihlich (für die anderen) wenn ich sie vergessen würde. In meinem Job als Leiter eines großen Verwaltungsbereiches (Straßenausbau) sind das die Pflichten des Broterwerbs; die Kür besteht darin, dass ich selbstverständlich in dringenden Fällen auch in den Aussendienst gehen muss, was ich am nächsten Dienstag auch tun werde. Dazu ist es notwendig, mit dem Auto in die betreffenden Straßen zu fahren um nachzuschauen, was dort im Argen liegt.

Daß Du morgen früh von Berlin wegfährst ins Sandland ist auch für mich nicht lustig; anderererseits kannst DU mir auch dort einen kleinen Gefallen tun (... und ich Euch auch).

Hier sind meine speziell alternativ-egoistischen Urlaubstipps:

Seit Ende der sechziger Jahre war ich mehrmals in Dänemark. In der Erinnerung blieben die Besuche in Kopenhagen (siehe die allgemeinen Reisebeschreibungen) -wer jemals die Meerjungfrau gesehen...- und in Grenen, dem nördlichsten Punkt Dänemarks, da wo Nordsee und Ostsee, Skagerak und Kattegat zusammenfinden, sozusagen Ost und West, und man sieht sie sanft miteinander ringen. Dort gibt es (hoffentlich noch) eine Traktor-Bahn, den “Sandormen”, mit dem elfjährige Jungen (...das kannst Du mir wohl glauben...) gerne zum nördlichsten Punkt Dänemarks mitfahren würden, aber es nicht durften. Vielleicht gelingt es Euch, diesen Makel zu beheben. Wenn ja: Bringe mir von dort vielleicht etwas mit.

In Roskilde prägte sich der Hafen ein, der alte Mann mit seinem Geschäft für “Fiskeboller”, der Junge mit der Brille, der nur Geld hatte für eine einzige Fischfrikadelle (...was war die köstlich...) und auf dem Rückweg von eben diesem Fischer, der sein Geschäft gerade schliessen wollte, noch fünf restliche Fiskeboller dazu geschenkt bekam.

In (schmerzlicher) Erinnerung blieb auch das blinde Vertrauen in den Vater, der versprach, daß Fischpudding genauso köstlich schmecken würde wie ‚echter‘ Pudding und die anschließenden R-fahrungen mit Magen und Verdauung inklusive dem netten Spruch: “Was man angefangen hat, das wird auch zu Ende gegessen!”.

In Hirtshejde gibt es einen Naturpark in dem die Bewohner wie in der Steinzeit leben. (Dieser Satz aus den allgemeinen Reisetipps stammt von mir und ich hoffe, dass nun sowohl die Schreibweise als auch die Location stimmen: Das Steinzeitdorf ist wahrscheinlich in Nordjütland.) - Als kleiner Junge war ich begeistert von den Steinzeitmenschen.

An des Westküste Jütlands gab es die leckersten Blaubeeren, die ich jemals gegessen hatte.

In diesem Sinne, warte auf Deine morgige Morgenpost. Wenn's mit dem Lesen nicht klappt, dann wünsche ich Euch einen tollen Urlaub und ich denke, daß Du mich nach Berlin denken gehört hast und ICH GLAUBE AN ZUFÄLLE - also sieht sich oder hört voneinander auch in großen Distanzen voneinander.

ChD

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