Dienstag, 25. August 2009

Dienstag, 27. Juni 2000 @ 12:21:18

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Mehr gute Unterhaltung

Liebe Uschi,

das was ich heute schreibe hat etwas damit zu tun, daß meine Arbeit in Frankfurt nun fast getan ist und ich in der nächsten Zeit weit weniger von ihr habe, um mit Dir zu kommunizieren, als bisher. Doch ich merke schon: Wir verstehen uns richtig!

1.) Die deutsche Sprachkultur verneigt sich schon seit langem vor der Verschwörung von Dialektanten, die sich rund um die Uhr bemühen das genaue Gegenteil von dem ausdrücken zu können, was wirklich auszudrücken ist.

Ein Soldat wird nicht von einer Granate zerfetzt, nein: Er ‘fällt!’ - Als könne er jeden Moment wieder aufstehen.

Gegner der Gesellschaft werden ‘ausgeschaltet’ (“Es ist doch gar nichts passiert, meine Damen und Herren!”) als könne man sie danach einfach wieder einschalten.

Machenschaften wirtschaftskrimineller Politiker sind keine Verbrechen; weit gefehlt: Es sind ‘dunkle Schatten’ und schon wenig später scheint wieder die Sonne.

Ein Gesetz zur Beschneidung der Rechte von Eltern bei der Schulwahl ihrer Kinder wird zum “Schulfreiheitsgesetz” ... und so weiter und (zwar) sofort ohne das 'Konzentrationslager' verschweigen zu wollen.

2.) Wirklich UNGlaublich, wie viele Wörter ein ‘End-UNG’ besitzen und wie wenig Wörter im Vergleich hierzu mit dieser UNGewöhnlichen und möglicherweise UNGewollten EndUNG beginnen (um dieses Thema ‘mal kurz zu verschriftlichen).

3.) Bezgl. der nie durchgeführten Mutproben glaube ich weniger an den Mut eine Probe notfalls abzubrechen als eher an den Mut in Erwägung/Erregung zu ziehen, etwas zu tun, was sonst eigentlich nicht zu einem passt. Sonst wäre es
a). weder eine Probe noch b). eine Mutprobe.
Zu a). ist zu bemerken, das unter der Probe, welche keine Probe mehr ist, im wesentlichen eine Art von Training gemeint ist - und zu b). dann doch schon gezielt das Ausprobieren des eigenen Mutes.

Leider verwechseln manche Menschen jedoch Wut mit Mut und machen in Wut Dinge, für die sich sich nachher bescheinigen, viel Mut gehabt zu haben. (Gilt übrigens flächendeckend vom Neo-Nazi bis zum betrogenen Ehepartner.)

4.) Sei mir nicht böse (und ich mir hoffentlich auch nicht), aber: Unsere sprachlichen und filosofischen Exkursionen als ‘Höhenflüge’ zu bezeichnen halte ich für vermessen. Wir sind, wie wr beide wohl richtig feststellen konnten, praktizierende Nicht-Philosophen, auf dem besten Wege die Welt in Ordnung zu ringen, dies nicht verbissen einzufordern aber trotzdem dafür etwas zu tun ... ohne daß uns die Welt wirklich dafür (a) achtet bzw. (b)achtet. Oft bleibt im Leben einfach nicht die Zeit für eine gute Unterhaltung in unserem Sinne und so nehmen wir sie uns einfach.

Wir verstehen es - und verstehen es darüber hinaus - uns ganz ekleklich gut zu unterhalten. Dabei denke ich, es ist (um CHarly Davidson besser zu verstehen) zudem wichtig, ein paar persönliche Eindrücke über ihn an Dich weiterzugeben, denn seine sprachlich, philosophischen Höhenflüge sind m. A. n. schweren Herzens erkauft durch stetig nagenden Selbstzweifel.

Vielleicht hast Du ja in nicht allzu ferner Zukunft das Glück, ChD einmal persönlich zu erleben.

MfG

Karolus Davidus Korffus

Als Nachschlag gebe ich Dir heute einen kleinen Schatz und ich weiß, daß Du mit Ihm pfleglich umgehen wirst - führt er Dich doch ins engste Umfeld von ChD. Also: Falls Du produktionstechnische, organisatorische oder fachliche Fragen hättest, dann wärest Du bei “helmut.prosa@t-online.de” bestens aufgehoben. - Riskier einfach ‘mal ein Auge und Helmut wird hoffentlich eins zudrücken und Dir einen Termin beim Meister ermöglichen. Er fragt Charly in solchen Sachen und ch teste damit mal, ob er ChD auch alles erzählt, was ihm wichtig sein könnte. Wenn das klappen sollte, dann wärt Ihr - also ChD und Du - ja für eine kurze Weile (para-gider-technisch) auf gleicher Ebene unterwegs.

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