Mittwoch, 26. August 2009

Freitag, 7. Juli 2000 @ 03:17:11

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Alles zu SEINER Zeit

Hallo meine liebe Uschi,

diesmal eine (flotte) Antwort über dem Datenhighway.

Das GEB-Prinzip des endlosen geflochtenen/verdrehten Moebiusbandes habe ich Dir schon nahegelegt. Deshalb möchte ich Dir noch ein paar Dinge über mich schreiben, die ich für interessant halte; Geschichten aus meinem Leben, die sich alle nach diesem Prinzip zugetragen haben:

Manchmal bringt einen dieses Moebius(Förder-)Band auch vor der Zeit ans Ziel. Auch dieses Prinzip ist bekannt, ich nenne es hier das Jules-Verne-Prinzip, aber es könnte auch Leonardos Prinzip heissen; man/frau ist auf jeden Fall der Zeit etwas voraus.

Mitte der Achtziger war so eine Zeit und wieder ging alles wie von selbst. Mit meiner Musikgruppe war ich einige Zeit in Wales, 1984 war das. Wie ich später erfuhr, war auch der Schriftsteller Arthur C. Clarke („2001“) damals in Wales. Wir überlegten das Konzept unseres Albums „Zeichensprache“ und kamen auf bestimmte Song-Ideen und zwar a) Umweltverschmutzung, b) Experten-Systeme in der Computerwelt, c) Die große Flut aufgrund der Erderwärmung, d) Zivilisationsprobleme. - All das ist auf dem Cover von „Zeichensprache“ zu lesen, auf der Platte zu hören.Zwei Jahre später veröffentlicht ACC ein Buch mit Titel „2019-07-20“ (es spielt 50 Jahre nach der Mondlandung). In dem Buch geht es unter anderem um: Umweltverschmutzung, Experten-Systeme in der Computerwelt, die große Flut aufgrund der Erderwärmung, Zivilisationsprobleme. Keine Zauberei, denn das lag wohl in der Luft. - Natürlich halten diese Anmerkungen von mir keinerlei wissenschaftlicher Prüfung stand; ACC hätte sich ja mit uns absprechen können oder wir haben vielleicht sein Manuskript gestohlen u. s. w. - Wer weiß?

Doch zur gleichen Zeit moderierte ich beim hr das„Synthesizermagazin“ und diese Sendung entwickelte sich zum Start-Up (wie man heute sagen könnte) der Rhein-Main-Technoszene und zwar wie es sich gehört auf re-aktiver Ebene. Damals gab es noch nicht einmal New Beat, geschweige denn Techno. Aber mit meinem Versuch durch diese Radiosendung die Elektromusik zu bewerben und weiterzu(ver)treiben, entdeckten DJs und ganz normale Leute ihre Liebe für Synthesizer und elektronische Musik und fingen an zu experimentieren. Drei Jahre später gab es die ersten Techno-Clubs und Partys und später kam dann auch Mayday und die Loveparade ... und ich habe damals nichts weiter getan als die Samen zu verstreuen.

Und an noch eine Entwicklung kurze Zeit später erinnere ich mich: William Gibson beschreibt Mitte der achtziger Jahre in seiner Trilogie („Neuromancer“/“Count Zero“/“Mona Lisa Overdrive“) die Cyberwelt. Gibsons Trilogie habe ich seinerzeit regelrecht verschlungen und damals auch musikalisch verarbeiten lassen von dem Polen Artur Lason in seinem Opus ‘Liaison 88’. Das war lange bevor sich der Cyberkult entwickelte. Später sagte man uns: „Das habt ihr garantiert nicht damals aufgenommen, das ist ein Fake.“ - Glaub' mir: Genau so und nicht anders ist mein Leben!

Das letzte Beispiel ist ganz frisch, ich habe erst gestern Abend davon erfahren. Mit dem Dokumentarhörspiel „9. November 1989“, das Rainer Sauer, ein Freund von mir und ich (allerdings unter dem Pseudonym Marek Westfeld) zwischen 1994 und 1999 hergestellt haben, gewannen wir den Thüringer Hörfunkpreis 2000 (wird aber erst Anfang nächsten Jahres verliehen!). Stellvertretend für verschiendene Meinungen zwei Zitate aus dem Schreiben unseres Kultusministers zu Hörfunkpreis: „Mit der Intention des Hörspiels begeben sich Sauer und Westfeld in einen Bereich, der ideal zu dem passt, was wir im Ministerium gerade beginnen wollen: mit einfachen Mitteln Medienkompetenz für junge Leute schaffen.“ - Manchmal geht eben alles von selbst!

Morgen wird es garantiert poetischer; heute war ich etwas sachlich.

MfG ChD

An alle Verheirateten: Ehret Eure Ehepartner; nehmt Euch Zeit für einander! Das mit dem Dicken habe ich kommen sehen - und er wohl auch.

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