Von: ***-****@********.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: Taschentücher und andere Wein-Seligkeiten
Hi Charly,
ich finde mich wirklich "großartig": Ich habe es tatsächlich bewältigt mit einem fremden Rechner, einem anderen Mail- Programm und leicht wein-selig erheitert, Dir eine zumindest halbwegs verständliche E-mail zu senden.
Du hast recht, wenn Du mich daran erinnerst, daß es Frau Doktor ja gut geht. Ich empfinde das auch so, aber es ist traurig zu sehen, wie sehr ungelebte Träume Menschen das Leben verbittern können. und erst recht, wenn sich jemand das Leben so verbittern läßt - das sind m. A. n. zwei verschiedene Dinge. Mich trifft es in diesem Falle deshalb so, weil wir uns mal so nahe standen. Also Blues, auch "unmusikalisch" betrachtet, ist schon das richtige Wort!
Deine Worte an meine beste Freundin Petra werden übermittelt!
Unsere "Tränenschwesterschaft", die durchaus mit "Blutsbrüderschaft zu vergleichen ist (auch wenn wir sie nicht über der untergegangenen "Titanic" beweint/besiegelt haben), ist immerhin schon beinahe 20 Jahre alt und hat eine große Menge an Taschentüchern erfordert, inklusive von jeder Menge Lachtränen.
Letzteres können wir großartig, wir sind in der Lage selbst ohne fortgeschrittenen Alkoholgenuß so viel sprachliche Verwirrung zu produzieren, daß es für Wochen reicht. Bestimmte Wortschöpfungen sind so herausragend, daß sie sozusagen in die Geschichte unserer Beziehung als geflügelte Worte eingehen; z. B. haben wir mal übereinstimmend festgestellt, daß uns "mit gar nichts zu ohne ist", vor allem der tiefe Sinn, der dahinter steckt!?
Gestern steigerte sich Petra , nach dem ersten (oder war es das zweite?) Glas aus der zweiten Weinflasche beim Versuch der Beschreibung ihrer neuen Verwandtschaft nur bis zur "Zwillingsschwesterin ihrer Schwägerin". Das hat uns für den Rest des Abends so beschäftigt, daß Petras Mann vor unseren albernen Höhenflügen die Flucht ergriffen hat, mit der Ankündigung, er würde jetzt als Kontrastprogramm im Bett Nietzsche lesen, worauf ich lauthals zu kichern angefangen haben soll, wie Petra mir heute morgen berichtete, wahrscheinlich weil: DER und Nietzsche!!!!!
Du merkst, mir fehlt heute immer noch die ernsthafte Contenance, ernsthafte E-mails zu produzieren und Du kannst jetzt zu sehen, wie Du mit einem solchen Maß an Albernheiten umgehst. (Übrigens ist Petras Verwandschaft deshalb neu zu beschreiben, weil sie die Freundin ist, die ich vor ein paar Wochen "verheiratet" habe - es ihr 2. Versuch!)
Ich habe gestern - noch vor dem Wein! - ganz vorsichtig unsere merkwürdige Story erzählt und mußte mir einen ganz ernsthaften Blick von Petra gefallen lassen (NUR KEINE PANIK: ich erzählte ihr nicht wer WER Du bist!!!) - ich weiß überhaupt nicht, womit ich mir den verdient habe?! Nach DER Nacht in Leipzig bestimmt nicht.
Also: nach mehreren ernsthaften Anstrengungen ist es mir gelungen, ihr zu vermitteln, daß es überhaupt keinen Grund für ganz ernsthafte Blicke gäbe , woraufhin sie die Geschichte total verrückt fand und meinte, sie hätte mir ja schon immer gesagt, ich sollte endlich mehr aus meiner Sprachsucht machen. - Ist das nicht toll?
M(öglichkeiten) f(ür) G(rüße) fallen mir manchmal nicht mehr ein,
Dir dafür um so mehr; ich werde es üben!
Uschi
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