Dienstag, 25. August 2009

Donnerstag, 29. Juni 2000 @ 18:57:02

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: Ketten-Reh-Aktion

Hallo U,

und „Guten Abend“. Mit meiner Exkursion in die Niederungen des wutigen Mutes ging es mir vom Grunde her um das Zerplatzen an sich, das hierfür verantwortliche Zerreissen der Oberflächenspannung und die danach zwangsläufig und unaufhaltsam einsetzende Ketten-Reh-Aktion als Antwort auf Deine Bemerkung über männliche Ess-Bedürfnisse. Daher höre ich die Botschaft wohl, dass Du meinst, die Seifenblasen mehr auf geistiger Ebene betrachtet zu haben.

Weiter nehme ich zur (ernsthaften) Kenntnis, daß Du lieber in zufälligen Situationen Deinen Mut erprobst, als ihn bewußt zu „trainieren“, was mir wieder zeigt, dass Frauen (entschuldige bitte an dieser Stelle die Verallgemeinerung, aber sie ist zum weiteren Satzaufbau notwendig) eher Rehe sind, denn wären sie eher Böcke, würden diese wiederum höchstwahrscheinlich ihren Mut absichtlich in Form von Revierkämpfen trainieren.

Abschließend (und auch dies zählt zum Thema „ein Auge riskieren“):

Den Irrglauben, dass „Mensch seine Gefühle ausleben muß“ beschrieb schon Schnitzler in seiner Traumnovelle, die man/frau sich heutzutage auch mit ‘weit geschlossenen Augen’ (ist das nicht eine geniale Beschreibung eines Traumes?) als Stanley-Kubrick-Film anschauen kann. Übrigens zähle ich Kubrick zu meinen Zeit-Geistigen Weggefährten. Aber wie Du Dir sicher denken kannst tue ich das nicht deswegen, weil ihn ALLE gut finden, sondern aus ganz anderen Gründen.

Mir muss ein Mensch etwas geben, ich muss etwas lernen oder zumindest begreifen können; so geschehen bei Kubrick in vielfältiger Weise. Der Einfachheit bleibe ich bei den ‘weit geschlossenen Augen’. Der Visionär SK hat ganz genau gewusst, warum er Cruise und Kidman für die Hauptrollen haben wollte, da sie nicht ewig aneinander gebunden bleiben konnten - und nur dann wirkt erst die übergreifende Botschaft des Filmes im Sinne von Schnitzlers Traumnovelle. Damit gelingt es SK wiederum, das Manko mancher Buchverfilmung wettzumachen: Den großen Plan zu erfüllen.

Wenn heute ein Mensch meint, seine Gefühle ausleben zu müssen, dann sage ich „Nur zu: Die Augen ganz weit geschlossen - und durch.“

In diesem Sinne
keine Berliner Grüße

sondern nur M(eine)fG

Charly

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