Dienstag, 25. August 2009

Dienstag, 4. Juli 2000 @ 13:29:07

Von: charts@charlydavidson.com
An: ursula-maus@tkun.de
Betreff: The Free-Electric Band

Hallo U-Schi,

1.) bezgl. „Bist Du ein Naturtalent im Berlin-Dialek-(tant)-ischen?“: Eigentlich nein! - Ich hatte aber das Vergnügen vor Jahren einige Zeit mit Texten von Tucholsky zu arbeiten und habe dabei in ‘Ein älterer leicht besoffener Herr’ („Ick sache: Frieda! -wat meine Alte is- Frieda!, sach ick, mach mir’n paar Stullen und ick zottel los.“) etwas ‘bärlinern’ dürfen. So etwas bleibt hängen; der eingeborene Berliner riecht den Braten natürlich sofort.

2.) Zur ‘Künstlichen Intelligenz’: So weit ich unterrichtet bin, sollte ‘A. I.’ Kubricks großer Film für das Jahr 2000 werden. Am Drehbuch hat er etwa drei Jahre gearbeitet und sowohl das Storyboard als auch der Ablaufplan waren bereits von ihm vorgegeben. Spielberg konnte Kubricks Witwe überzeugen, ihm Kubricks Drehbuch, das Storyboard und den Ablaufplan zu überlassen; die Rechte wurden zudem geteilt. In so fern dürfte ‘A. I.’ ein Kubrick-Film sein, der von Spielberg möglichst authentisch umgesetzt werden wird bzw. worden ist (der Start ist ja bereits im Spätherbst vorgesehen.).

3.) Aberglaube: Mich fasziniert allein schon der Name ‘Aberglaube’; aberglaube nicht, ich hätte bisher die leiseste Ahnung, wie der Name zustande kommt. ‘Aber’ ist ja regelmäßig die Einleitungsfloskel für ein Abweichen, des gerade Gesagten/Beschriebenen/Vorgefallenen. Bisher bin ich allein zur Ansicht gelangt, dass sich die Formulierung ‘Aberglaube’ aus dem Bibel-Zitat: „Die Botschaft hör’ ich wohl -allein (resp.: aber) es fehlt mir der Glaube.“ herleiten könnte. -Aber: „Glauben heißt: Nicht wissen“; das hat mir in den siebziger Jahren meine Großmutter beigebracht. Weniger wahrscheinlich halte ich es, dass sich A. vom Themenstamm des 'Abfallens' vom Glauben herleitet.

Den verschiedene Erscheinungsarten des A., ob als geistige Haltung oder einfach nur Handlungsweise, bin ich mir aber schon bewußt: A. finde ich in Anschauungen über Vorkommnisse des Lebens (Geburt, Tod, Krankheit u. s. w.) oder aber Anschauungen über Vorkommnisse des Lebens münden in A.. Auch der Glaube an mächtige Wesen (Hexen, Riesen etc.), das Abwehren oder Antun von Unheil und -ganz klar- die Möglichkeiten zur Erforschung des Kommenden (Omen, Horoskope) gehört zum A.. Interessant erscheint mir die Tatsache, dass die abergläubigen Grundanschauungen so gut wie aller Völker der Erde im wesentlichen die gleichen sind und damit also geschichtslos sein dürften. Es dürfte daher in der Grundeinstellung des Menschen liegen, abergläubig zu sein. M. A. n. entlarft sich sogar die Kirche als latent abergläubig, denn was ist das Gebet anderes als die vage Hoffnung auf eine Veränderung. Der Glaube versetzt Berge, sagt die Kirche; wozu benötigt sie dann noch das Mittel des Gebetes?

Im Übrigen kann ‘der’ Abergläubige im A. so richtig mal den Egozentriker heraushängen lassen; wenn er/sie abergläubig ist, dann dreht sich alles nur um diese eine Person. - Ein gutes Gefühl, ‘mal wieder im Mittelpunkt zu stehen; und sei es nur der Mittelpunkt des Unheils.

Zum Geld komme ich später; jetzt aberglaube ich, ist es erst einmal Zeit für Herrn Strelitzens Aberglauben:

"Geschafft, sagte sich Strelitz. Drei Stunden von Geschäft zu Geschäft gerast, unangenehm duftendes Fachpersonal um Mithilfe gebeten, um dann doch nur feststellen zu müssen, daß es inkompetent war ... oder inkontinent? Fast schon hatte er alle Hoffnung aufgegeben, da sah er sie. Schon von weitem wußte er: Die ist es und keine andere. Er betrat sie vorsichtig, blickte - nor vorsichtiger geworden als zuvor - an sich hinunter und dann sah er es, endlich: sein richtiges Gewicht. Es ist harte Arbeit, sagte sich Strelitz, eine Personenwaage zu finden die mein richtges Gewicht anzeigt. Harte Arbeit, aber sie hat sich am Ende doch gelohnt."

4.) Bezgl. ‘rudimentär’ fällt mir noch was ein: Anfang der 90ger Jahre wolle ich einmal auf einer CD eine internationale virtuelle Band agieren lassen. Die Musik sollte von Studiomusikern gespielt werden und für die nicht existenten Band-Musiker hatte ich mir lustige Namen ausgedacht: Der Holländer Rudi Mentär sollte da mit dem Franzosen Henri Ginal zusammenspielen, der Afrikaner Tim Bouktou mit dem Norweger Lars Agne, Anna Konda aus Honduras mit dem Polen Karl Lashnikov und der Engländer Alec Tronic mit der US-Amerikanerin Mary Dian. - Leider ist nichts daraus geworden. Aber ich sollte vielleicht einmal nachfragen, wie es den einzelnen Bandmitgliedern heute geht.

In diesem Sinne MfG

Charly

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