Von: ursula-maus@tkun.de
An: charts@charlydavidson.com
Betreff: An-Sicht
Hallo Charly,
es ist sehr beruhigend, daß Du meine rudimentären Computerkenntnisse mit Gelassenheit erträgst. Ich werde mich um - fast tägliche - Übung bemühen.
Deine Version der Natürlichkeit bringt mich heftig zum Lachen, würde aber von FrauIn ebenso heftig in der Schublade " Männer" geparkt werden. Deiner Ansicht darüber, wie gut man/ frau sich kennt, stimme ich zu und erweitere sie zu meiner Ansicht, daß es ein lebenslanger Prozeß ist, sich selbst kennenzulernen. Trotzdem denke ich manchmal, daß man/ frau mit etwas komplizierterer Denk- Struktur dabei vielleicht größere Probleme hat. M. A. n. hat das etwas mit den Wahl- Möglichkeiten zu tun - andere " sinn einfach so!" Dein sprachliches Bild ist ein Treffer! Bist Du ein Naturtalent im Berlin-Dialek-( tant)-ischen?
Ich betrachte mich als hocherfreut, daß Du die Absicht hast, mir eine Radioserie über Dich zu senden; schicke sie mir aber bitte an die U-MA-Adresse ohne meine Namensnennung. Es wird mir eine große Freude sein, sie zu hören. Ich kann mich dafür bei Dir aber nur mit einem kleinen Vertrauensbeweis revanchieren: ich gebe Dir hier auch meine Privat-Adresse bekannt. Es ist 12587 Berlin-Friedrichshagen, Peter-Hille-Straße 17, (die U-MA Geschäftsadresse unterscheidet sich damit nicht von meiner Privatadresse, was aber nichts - zumindest nichts Negatives - zu bedeuten hat; trotzdem möchte ich die Lieferung unbedingt an die U-MA Adresse OHNE NAMENSNENNUNG, denn ich bekomme wenig Berufs-Post und das macht vor meinem Mann mehr her - Du verstehst diese Reh- Aktion?!).
Mit Deinem enthusiastischen Filmbericht hast Du Dich nicht "vom rechten Wege" unseres Sprachspiels entfernt. Er hat mich sehr neugierig gemacht, schon deshalb, weil "geistige Dienstleistung", die man sich ansehen kann, allzu selten ist. Mir ist oft einfach meine Zeit zu schade, um mir die Filme anzusehen, die gewöhnlicherweise von der " Matt- Scheide" oder der Kino-Leinwand herunter poltern. Ich wußte gar nicht, daß "A. I." von Kubrick angefangen wurde!
Mein erster Vorschlag zum Thema " Aberglaube": Ich denke über " Aberglauben" sehr differenziert, im Sinne der religiösen Interpretation neige ich eher zu einem " ich glaube, aber..."; das betrifft nicht nur religiöse, sondern überhaupt die " Wahrheitspächter" aller Coleur. Ich bin mir viel(leicht) zu sehr meines eigenen Kopfes bewußt, um nicht wenigstens manchmal zu widersprechen - manchmal auch mehr als den Betroffenen lieb ist. ( Und manchmal auch ketzerisch!) Abergläubisch bin ich eher weniger, ein wenig aber schon. Auch das kaum in der üblichen Weise, siehe schwarze Katze, Spiegel etc.; im Gegenteil - ich betrachte 13. Freitage immer als Glückstage. Ehrlich gesagt, muß ich über Aberglauben im Zusammenhang mit Geldverdienen noch nachdenken. ( Es sei denn, Du meinst den Aberglauben, daß manche Leute Geld verdienen!) - Aber ich denke nach!
Den von Dir erwähnten Zustand, kein neues Buch zu haben, kenne und hasse ich. Im Zusammenhang mit unserem Sprachspiel hoffe ich, daß uns noch genügend "Bücher" einfallen, um uns aus dem Erdgeschoß langsam in mittlere Höhen zu bewegen. Im reh- alen Leben lese ich gerade Botho Strauß " Die Fehler des Kopisten" - deshalb neulich auch das so passende Zitat. Ich versuche, gegen meine übliche Gewohnheit der Bücher- Verschlingung mir nur kleine tägliche Portionen zu gönnen, um ausgiebig in der Sprache zu schwelgen. So schön die Sprache des Buches auch ist, die Entsetzensbegabung des Autors springt mich auf jeder Seite an und läßt die Zerrissenheit und Verzweiflung des Schreibers spüren. Ein Gefühl, das ich übrigens auch nach der Lektüre Deines Buches " Auto-Didakt" hatte.
Grüße von trotzdem eher " gelöster"
Uschi
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